• Der Weißrussische Fußballverband hat entschieden, die Saison wegen des Coronavirus nicht abzusagen.
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Ein Land ignoriert Pandemie noch immer: Präsident nennt Coronavirus nur „Psychose“

Minsk –

Auf der ganzen Welt zwingt das Coronavirus die Menschen zum Stillstand, das soziale Leben beschränkt sich überwiegend auf den privaten Haushalt und auch beruflich sind viele gezwungen, eine Pause einzulegen.

Doch ein Land auf der Welt will von all dem offenbar nichts wissen. Dort läuft das normale Leben einfach weiter, trotz der steigenden Infizierten-Zahl, ungeachtet auch des Verhaltens seiner Nachbarländer. Die Rede ist von Weißrussland.

Steigende Coronavirus-Tendenz in Weißrussland

Dort waren Anfang der Woche (23. März 2020) nach offiziellen Angaben zwar „erst“ 81 Fälle der Lungenkrankheit Covid-19 bekannt. Doch die Tendenz ist – wie fast überall – auch in Weißrussland steigend.

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Der als „letzter Diktator Europas“ kritisierte Präsident Alexander Lukaschenko sieht jedoch keinen Grund für „drakonische Maßnahmen“.

Der 65-Jährige gab früh die Devise aus, dass die Corona-Panik am Ende schlimmer sein könne als das Virus selbst. Ignoranz wird in Weißrussland also groß geschrieben.

Auch Einschränkungen des öffentlichen Lebens wie etwa in der russischen Hauptstadt Moskau mit geschlossenen Stadien, Schwimmbädern und Fitnessclubs sind in Weißrussland noch immer nicht in Sicht.

Präsident von Weißrussland bezeichnet Pandemie als Psychose

„Ich nenne dieses Coronavirus nicht anders als eine Psychose und lasse mich auch nicht davon abbringen“, sagte Lukaschenko. „Die zivilisierte Welt ist verrückt geworden, und die Politiker haben schon damit angefangen, die Situation für ihre Interessen auszunutzen.“

Es sei eine „absolute Dummheit“, etwa Grenzen zu schließen.

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Alexander Lukaschenko, Präsident von Weißrussland, bezeichnet die Coronavirus-Pandemie als Psychose.

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Und während sogar der Weltfußball ruht – kein Profi-Klub in den europäischen Top-Ligen spielt noch – wird in Weißrussland munter weiter gekickt.

Das Land tut einfach so, als gäbe es keine Corona-Pandemie. Planmäßig und mit Zuschauern auf den Stadiontribünen haben die Clubs des kleinen Landes zwischen EU-Mitglied Polen und Russland den Spielbetrieb für die Meisterschaft aufgenommen.

Die belarussische Fußballvereinigung ABFF zeigte sich unbeeindruckt davon, dass in Europa sonst niemand mehr spielt. „Eine Oase in der toten Fußballwüste“ – so sahen es Fußballkommentatoren im Fernsehen. Auch im benachbarten Russland etwa, wo Stillstand vorerst bis 10. April herrscht, fanden sich plötzlich Fans wie in vielen Ländern für die sonst kaum beachtete Liga.

Ex-Profi von Juventus Turin kritisiert Weißrussland

Die von einem früheren Soldaten geführte Fußballvereinigung ABFF versicherte zwar, die Lage genau zu beobachten. Dass sie aber am Ende gegen Staatschef Lukaschenko entscheidet, gilt in dem autoritär geführten Land als ausgeschlossen.

Alle Mitglieder im Weltverband der Fußball-Profiligen (World Leagues Forum), Belarus gehört nicht dazu, haben die Spiele ausgesetzt.

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Doch die Kritik nimmt zu. „Die belarussische Meisterschaft mit Zuschauern – das ist einfach Wahnwitz“, sagte Sergej Alejnikow, Ex-Profi von Juventus Turin. Er wirft den Funktionären Leichtsinn vor. Berichte etwa über isolierte Sportler der Eishockey-Nationalmannschaft wegen Verdachts auf das Virus Sars-CoV-2 dementierte das Sportministerium des autoritären Landes. sofort

Corona in Weißrussland: Ex-Bundesliga-Profi Alexander Hleb ist entsetzt

Nach Angaben des früheren Bundesliga-Fußballers Alexander Hleb wird das Coronavirus von der Führung seines Heimatlandes Weißrussland nicht ernst genommen.

„Es ist, als wenn sich niemand darum kümmert“, wird Hleb von der britischen Boulevardzeitung „Sun“ zitiert. „Jeder weiß, was in Spanien und Italien passiert. Das sieht nicht gut aus. Aber in unseren Land glaubt die Präsidenten-Bürokratie, dass es nicht so schlimm ist.“

Er bleibe mit seiner Familie zu Hause, aber wenn er „rausgehe, sind die Straßen und Restaurants immer noch voll“. In der ersten Liga wird sogar noch Fußball gespielt.

Der 39 Jahre alte Ex-Profi hatte in der Bundesliga für den VfB Stuttgart gespielt. Zu weiteren Stationen seiner Karriere gehörten der FC Arsenal und der FC Barcelona.

„Die ganze Welt schaut jetzt die weißrusssische Liga“

Weißrussland sei nun der einzige Ort in Europa, wo noch Fußball gespielt werde, sagte Hleb. „Die ganze Welt schaut jetzt die weißrussische Liga. Jeder sollte seinen Fernseher einschalten und uns zusehen“, sagte der einstige Nationalspieler.

Hleb verwies wohl eher scherzhaft darauf, dass zur Zeit der Aussperrung in Nordamerikas Eishockey-Liga eine Reihe von Topstars zum Spielen nach Russland gekommen wären.

„Vielleicht könnten Lionel Messi und Cristiano Ronaldo in die weißrussische Liga kommen, um weiterzumachen“, wurde Hleb zitiert.

Weißrussland: Keine Einschränkungen wegen Corona geplant

Andere Ex-Sowjetrepubliken haben längst, teils mit weniger Coronavirus-Fällen, den Ausnahmezustand verhängt. Der weißrussische Sportkommentator Konstantin Genitsch meinte, dass er sich wie Juri Gagarin – der erste Mensch im Weltall – fühle, dass er in dieser Lage noch am Ball sei.

Erst wenn die UEFA ein Machtwort spreche, werde das wohl aufhören. „Ich glaube, dass sich Belarus dem fügen würde. Ich wäre erstaunt, wenn sie dann noch weiter kicken.“

Vorerst aber sind Einschränkungen des öffentlichen Lebens nicht in Sicht. Aber selbst die orthodoxe Kirche in Belarus nahm inzwischen die Ängste vor einem möglichen großflächigen Ausbruch der Lungenkrankheit ernst.

Erzbischof hofft im Kampf gegen Coronavirus auf Gott

Der Minsker Erzbischof Pawel erhob sich nach dem Sonntagsgebet im Hubschrauber über die belarussische Hauptstadt, um in der Hand Weihwasser zum Schutz vor dem Coronavirus zu verteilen.

Auf Linie der Staatsführung blieb er dennoch: „Die Panik, die durch die Ausbreitung des Coronavirus entsteht, benebelt den Verstand.“ Gott werde das Land vor der tödlichen Epidemie schützen. Na, wenn er da mal nicht zu optimistisch ist… (jba, mit dpa)

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