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Einziges Medikament gegen Corona: Trump kauft fast kompletten Remdesivir-Bestand auf

Washington –

Erst vor wenigen Tagen hat die EU das Medikament Remdesivir offiziell zur Behandlung von Corona-Patienten empfohlen und damit den Weg frei gemacht für einen massenhaften Einsatz im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Am Mittwoch dann der Schock: Die US-Regierung hat fast den kompletten Bestand von Remdesivir aufgekauft.

„America first“ lautete Donald Trumps Wahlkampfspruch – „Amerika zuerst“. Das gilt nun offenbar auch für den Kampf gegen die Corona-Pandemie: Die US-Regierung hat fast alle auf dem Markt vorhandenen Dosen des Medikaments Remdesivir aufgekauft.

„Wir wollen, soweit es geht, sicherstellen, dass jeder US-amerikanische Patient, der Remdesivir benötigt, es auch bekommen kann“, sagte der US-Gesundheitsminister Alex Azar nach einem Bericht des britischen „Guardian“. Die Trump-Regierung unternehme alles in ihrer Macht Stehende, um den Zugang zu der lebensrettenden Behandlung für das US-amerikanische Volk zu sichern, so Azar weiter.

USA kaufen mehr als 90 Prozent der verfügbaren Remdesivir-Bestände auf

Der massenhafte Aufkauf erfolgte demnach kurz nachdem das zuständige US-Biotech-Unternehmen Gilead Sciences den Preis für Remdesivir festgesetzt hatte: Eine fünftägige Behandlung mit Remdesivir werde bei Bestellung durch die US-Regierung 2340 Dollar (etwa 2000 Euro) pro Patient kosten, schrieb Gilead-Chef Daniel O’Day am Montag in einem offenen Brief.

Dieser Nettobetrag sei auch für Deutschland geplant, sagte der Sprecher von Gilead Sciences in Deutschland, Martin Flörkemeier, am Dienstag. Problem dabei: Jetzt scheint es überhaupt gar keine Bestände mehr zu geben – zumindest nicht vor dem Herbst.

Die US-Regierung hat sich den Großteil der bis September anvisierten Produktionsmenge gesichert. Ein entsprechende Vereinbarung mit dem Biotech-Unternehmen Gilead Sciences sieht laut US-Gesundheitsministerium den Erwerb von Wirkstoff-Dosen für mehr als 500.000 Behandlungen vor. Das entspreche 100 Prozent der geplanten Produktionsmenge für Juli sowie jeweils 90 Prozent für August und September.

Zu der Frage, ob durch die Vereinbarung die Versorgung mit dem Wirkstoff in Europa gefährdet sei, wollte sich ein Gilead-Sprecher auf Anfrage nicht äußern. Pharma-Experte Andrew Hill von der britischen Universität Liverpool sagte laut „Guardian“: „Sie (die USA) haben Zugriff auf einen Großteil des Medikaments, also bleibt nichts für Europa.“

Behandlung mit Remdesivir führte zu verkürztem Krankenhausaufenthalt

Remdesivir gilt als Hoffnungsträger im Kampf gegen Corona. Erst vor wenigen Tagen hatte die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA eine Zulassung für das Mittel mit dem Handelsnamen Veklury unter Auflagen in Europa empfohlen. Eine internationale Studie mit über 1000 Teilnehmern hatte Ende April gezeigt, dass Remdesivir bei Covid-19-Patienten die Zeit bis zu einer Genesung im Schnitt um vier Tage verkürzen kann – von 15 auf 11 Tage.

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Das Medikament wurde ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt, zeigte aber eine zu geringe Wirkung. Es ist bislang in keinem Land der Welt uneingeschränkt als Medikament zugelassen. Die USA hatten bereits Anfang Mai eine Ausnahmegenehmigung für einen begrenzten Einsatz in Kliniken erteilt. Auch in Deutschland war das Mittel bislang schon innerhalb eines Arzneimittel-Härtefallprogrammes zugänglich und wird in klinischen Studien getestet.

Unternehmen hält Patent für Remdesivir

Das Mittel ist nach Angaben des „Guardian“ von Gilead patentiert worden. Das bedeutet: Kein anderes Unternehmen darf das Medikament herstellen. 

Die Coronavirus-Krise hat sich in den USA zuletzt wieder verschärft: Mehr als die Hälfte der US-Bundesstaaten verzeichnet derzeit einen raschen Anstieg von Ansteckungen, einige Regionen erleben gar Rekordzahlen. 

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