Gegen die Regierung: Thailand: Tausende demonstrieren – und der König weilt in Bayern
BANGKOK –
Sie rufen „Nieder mit der Diktatur“, fordern den Sturz der Regierung – und endlich eine Debatte über die Rolle der Monarchie: In Thailand gehen seit Wochen immer wieder Tausende auf die Straße. Es sind vor allem junge Leute, die sich nach Veränderungen sehnen – doch die Protestbewegung wächst. Thailands König lässt es sich derweil in Bayern gut gehen.
Traumhafte Strände, atemberaubende Landschaften, die pulsierende Hauptstadt Bangkok: Thailand ist bei Rucksacktouristen und Familienurlaubern gleichermaßen beliebt, vor Corona zog es jährlich fast 900 000 deutsche Fernreisende in das südostasiatische Land.
Thailand ist bekannt als „Land des Lächelns“, als sicheres Reiseziel. Manch Tourist wähnt sich in einer Demokratie – die Realität sieht anders aus. Thailand blickt auf eine konfliktreiche Geschichte zurück, in der es in den vergangenen zwölf Jahren mehr als ein Dutzend Militärputsche gegeben hat. Seit dem letzten Putsch im Jahr 2014 ist der General Prayut Chan-o-cha an der Macht, seine Wiederwahl 2019 wurde von Manipulationsvorwürfen überschattet.
Thailand: Wer den König kritisiert, muss mit Strafen rechnen
Menschenrechtler mahnen massive Probleme bei Presse- und Meinungsfreiheit an, die Regierung geht hart gegen Gegner und Anhänger der Opposition vor, immer wieder werden Kritiker verfolgt und verhaftet. Doch Militär und Königshaus genießen nach wie vor hohen politischen Einfluss. Wer auch nur vorsichtige Kritik an Monarch Maja Vajiralongkorn äußert, muss mit drakonischen Haftstrafen rechnen.
Doch davon haben viele Thais jetzt genug, gesellschaftlich brodelt es. Vor allem junge Menschen treten in den sozialen Netzwerken für einen demokratischen Wandel ein, unter dem millionenfach genutzten Hashtag #WhyDoWeNeedAKing („Warum brauchen wir einen König?“) fordern sie eine Abkehr von der Monarchie.
In Bangkok wird seit Mitte Juli protestiert
Und es zieht immer mehr Menschen auf die Straßen: Seit Mitte Juli wird in der Hauptstadt Bangkok protestiert, allein am vergangen Wochenende versammelten sich etwa 10 000 Protestierende. Die Demonstranten fordern die Regierung auf, die Einschüchterung von Bürgern und politischen Gegnern zu stoppen. Zudem solle sie eine neue Verfassung entwerfen und das Parlament auflösen, was den Weg für eine Neuwahl ebnen würde.
Die Regierung kämpft mit Verhaftungen dagegen an, mehrere führende Mitglieder der Demokratiebewegung wurden zuletzt festgenommen. Ihnen werden unterschiedliche Vorwürfe zur Last gelegt, darunter Volksverhetzung, die in Thailand mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft werden kann.
Thailands Abschottungspolitik schadet der Wirtschaft
Während Regierungs- und Monarchie-treue Thais bei kleineren Gegendemonstrationen „Lang lebe der König“ skandieren und Portraits des Königspaars in die Höhe halten, gehen beim pro-demokratische Protest längst nicht mehr nur junge Menschen auf die Straße.
„Wir können die Studenten diesen schwierigen Weg nicht alleine gehen lassen“, sagt beispielsweise eine 68-jährige Demonstrantin jüngst zur Nachrichtenagentur AFP. Und dann ist da selbstverständlich noch die Corona-Krise, die auch Thailand schwer zu schaffen macht: Zwar gibt es offiziellen Angaben zufolge bislang nur knapp 3400 Corona-Fälle, doch eine massive Abschottungspolitik schadet der Wirtschaft massiv.
Thailands König soll sich hauptsächlich in Bayern aufhalten
Exporte und Tourismusindustrie – internationale Reisende dürfen seit Monaten nicht ins Land – sind stark gebeutelt, es droht der größte wirtschaftliche Einbruch seit der asiatischen Finanzkrise 1998. Thailands König Maja Vajiralongkorn, bekommt von all dem mutmaßlich wenig mit: Seit mehreren Monaten soll der 68-Jährige sich hauptsächlich in Bayern aufhalten, wo er am Starnberger See eine prunkvolle Villa mit angeblich 1400 Quadratmetern Wohnfläche besitzt.
Das hier könnte Sie auch interessieren: China, Vietnam, Indonesien: Asien in Angst vor neuer Corona-Welle
Inmitten der Corona-Pandemie soll er zudem monatelang ein teures Grand Hotel in Garmisch-Partenkirchen bewohnt haben. Für viele Protestler ein Signal mehr dafür, dass die thailändische Monarchie ausgedient hat.