Getöteter Amerikaner beigesetzt: Das Land trauert um George Floyd – doch Trump schweigt
Houston –
Nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd haben Angehörige und Unterstützter der Familie Abschied genommen. Auch prominente Stimmen meldeten sich anlässlich der Trauerfeier zu Wort. Nur der US-Präsident zeigte keine Reaktion auf die Beerdigung des 46-Jährigen Afroamerikaners.
In Houston in Texas, wo Floyd aufwuchs, fand nun seine Beerdigung mit hunderten Gästen statt. Sein Leichnam wurde neben dem Grab seiner Mutter in der Nachbarstadt Pearland beigesetzt.
Unter den Gästen waren auch Opfer von Polizeigewalt. 500 geladene Gäste nahmen in einer emotionalen Trauerfeier Abschied von dem „sanften Riesen“.
Masken mit „I can’t breathe“-Aufschrift
In der Kirche „The Fountain of Praise“ fand die Trauerfeier statt. Die Gäste trugen teilweise Schutzmasken mit dem Schriftzug „I can’t breathe“ („Ich kann nicht atmen“), um ihre Anteilnahme zu bekunden. Dies waren die letzten Worte von George Floyd, der in der Folge von Polizeigewalt starb.
Auf der Bühne war ein großes Bild von George Floyd, welches ihn mit Heiligenschein und Engelsflügeln zeigte, aufgestellt. Die Stimmung beschrieben Beobachter als feierlich und zugleich kämpferisch, ganz im Sinne der „Black Lives Matter“-Bewegung.
Floyds Nichte hält starke Ansprache
Ein Höhepunkt der Feier war die Ansprache von Floyds Nichte Brooke Williams. „Keine Hassverbrechen mehr, bitte. Jemand hat mal gesagt: ‚Make America great again‘. Aber wann war Amerika jemals großartig?“, sagte Williams in ihrer Rede. Damit spielte sie auf Donald Trumps zentralen Wahlkampfslogan aus 2016 an.
Tatsächlich ist Floyd nicht das einzige schwarze Opfer von Polizeigewalt in den USA: Die Gewalt der Polizei trifft, laut Zahlen der „Washington Post“, überproportional häufig Schwarze. Die Benachteiligung der Schwarzen zeigt sich auch auf dem Arbeitsmarkt und beim Einkommen, sowie bei der Zahl der Inhaftierten Afroamerikaner. Sie stellen mehr als ein Drittel der Häftlinge in US-Gefängnissen dar, bei einem Bevölkerungsanteil von nur 13 Prozent.
Trauer um George Floyd: Joe Biden sendet Videobotschaft
Indes äußerte sich Joe Biden, Präsidentschaftskandidat der Demokraten, in einer Videobotschaft, die auch auf der Trauerfeier gezeigt wurde, zum Tod von George Floyd. Er rief zur Überwindung von Rassismus auf. „Wir können die Wunden dieser Nation heilen“, sagte Biden.
Er erhofft sich aus der Gruppe der Afroamerikaner starken Rückhalt für die Präsidentschaftswahl im November.
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In der Botschaft wandte er sich auch direkt an die Trauernden, insbesondere Floyds sechsjährige Tochter Gianna. „Du bist so mutig, dein Papa schaut runter und er ist stolz auf dich“, sagte er dem Mädchen.
Trump zeigt keine Anteilnahme
Präsident Trump äußerte sich am Dienstag gar nicht zur Beerdigung und den Trauerfeierlichkeiten. Stattdessen machte er weiter Stimmung gegen die Demonstranten, indem er einem 75-Jährigen, der von der Polizei verletzt wurde, vorwarf, ein linker Provokateur zu sein.
Trump nutzte die landesweite Debatte gegen Rassismus und Polizeigewalt auch für weitere Vorwürfe gegen die „radikalen linken Demokraten“. Diese hätten vor, den Sicherheitsbehörden die Gelder zu entziehen und die Polizei abschaffen zu wollen.
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Tatsächlich fordern die Demokraten um Joe Biden lediglich Reformen gegen Polizeigewalt und sind nicht Anhänger der „Defunding“-Bewegungen.
Am Donnerstag will Trump dann nach Texas fliegen, allerdings nicht um die Familie Floyd zutreffen, sondern um mit einem Essen Spenden zur Finanzierung seiner Wiederwahl im November zu sammeln. Laut „Dallas Morning News“ soll die Teilnahme pro Person mehr als 500.000 Euro kosten. (dpa/HB)