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Hunderte Tiere verendet: Mysteriöses Massensterben endlich aufgeklärt?

Petropawlowsk-Kamtschatski –

Und wieder kämpft Russland mit den Folgen einer neuen Umweltkatastrophe: Hunderte Meerestiere sind vor der Halbinsel Kamtschatka an Land gespült worden. Wochenlang rätselten Forscher: Was hat sie umgebracht? Nun gibt es eine Erklärung.

Wo normalerweise Surfer ins Meer gleiten, ist der Strand mit toten Seesternen, Fischen, Kraken und Robben übersät – wohin das Auge reicht. Russland kämpft seit Tagen mit den Folgen einer neuen Umweltkatastrophe, deren Ausmaß sich nur langsam abzeichnet. „Taucher berichteten, dass in 10 bis 15 Meter Tiefe bis zu 95 Prozent der Tiere tot waren“, sagte Gouverneur Wladimir Solodow. „Einige große Fische, Garnelen und Krabben haben überlebt, aber es waren nicht viele.“

Hunderte Meerestiere sterben – Ursache zunächst unklar

Was genau im Ozean vor der Halbinsel Kamtschatka im Osten des Landes passierte, war wochenlang unklar. Wie so oft in solchen Fällen versuchten die russischen Behörden, das Ausmaß für Mensch und Umwelt herunterzuspielen. Nicht zuletzt deshalb wurde wild über Gründe spekuliert – von leckgeschlagenen Schiffen über einen Vulkan bis hin zum Test einer Hyperschallrakete. Die regionalen Behörden nahmen Wasserproben und erklärten danach, dass die Konzentration an Ölprodukten zeitweise um das Vierfache und die von Phenol um mehr als das Doppelte gestiegen sei.

Ein Aktivist von Greenpeace trägt am Strand von Khalaktyr auf der Halbinsel Kamtschatka eine Gasmaske.

Ein Aktivist von Greenpeace trägt am Strand von Khalaktyr auf der Halbinsel Kamtschatka eine Gasmaske.

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picture alliance/dpa

Nun gibt es eine offizielle Erklärung: Analysen von Wasserproben hätten eine „hohe Konzentration“ der Mikroalge Gymnodinium nachgewiesen, zitierten russische Nachrichtenagenturen am Montag Andrej Adrijanow, Vize-Leiter der Russischen Akademie der Wissenschaften. Nach seinen Angaben produzieren diese Algen ein Toxin mit verheerenden Auswirkungen auf wirbellose Tiere. Auch bei Menschen kann sie Gesundheitsprobleme auslösen.

Russland: Das Meer rieche nicht mehr nach Meer

Das würde zu Berichten zahlreicher Surfer und Anwohner passen. Die Küsten sind vor allem bei Wassersportlern beliebt – und Letztere waren es auch, die Mitte September bemerkten, dass sich die Farbe des Wassers veränderte. „Das Wasser riecht nicht nach Ozean, die Robben verhalten sich unnatürlich. Sie tauchen nicht mehr ab, wenn wir in der Nähe sind“, schrieb Tauchlehrer Anton Morosow bei Instagram. Mehr als 200 Menschen sollen mit dem verschmutzten Wasser in Kontakt gekommen und krank geworden sein, Dutzende klagten über Übelkeit und Sehverlust. Mediziner diagnostizierten zudem Verätzungen der Hornhaut.

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Doch das Phänomen der Algenkonzentration sei für die Halbinsel „keine Seltenheit“, sagte Wissenschaftler Adrijanow. Er fügte hinzu, die Natur werde sich „von allein und sehr rasch“ wieder regenerieren. „Es genügt zu warten, das Phänomen wird von selbst wieder verschwinden.“ Dagegen hatte Greenpeace noch am Sonntag auf einer Pressekonferenz beklagt, dass sich die „Situation nicht verbessert“. Nach wie vor würden in der Bucht tote Tiere angeschwemmt. Die Umweltschützer glauben den Berichten nicht und fordern stattdessen eine „offene Untersuchung“.

Nicht der erste Umweltskandal in Russland

Es ist nicht der erste Umweltskandal in Russland. Allein für 2020 ist die Liste lang: Im Frühjahr liefen in der Nähe des Nordpolarmeeres in der Region Norilsk 21 000 Tonnen Öl auf dem Gelände eines Heizkraftwerkes aus. Danach gelangten aus einem anderen Kraftwerk in der Gegend 44,5 Tonnen Kraftstoff in die Umwelt. Zudem brannte in der Nähe von Norilsk eine Müllkippe mit Industrieabfällen. (mik/dpa/afp)         

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