Hype um Kult-Serien: Warum Klassiker wie „Friends“ neu aufgelegt werden
Los Angeles/New York –
Noch einmal Carries philosophischen Gedanken über die Männerwelt folgen oder mit Ross, Rachel & Co. im „Central Perk“ abhängen: Immer mehr Kult-Serien der 90er und 00er werden gerade neu aufgelegt. Die gealterten Serienheld:innen sorgen dabei vor allem für eins: Retro-Feeling und eine ordentliche Prise Gemütlichkeit – ist ja alles so vertraut. Das Phänomen hat sogar einen Namen: „Comfort Binge“.
Single-Frust, gebrochene Herzen, Hochzeiten, Kinder, Krebs: In sechs Staffeln erlebten die vier New Yorker Freundinnen Carrie, Samantha, Charlotte und Miranda so ziemlich alles, was ein Frauenleben so hergeben kann. Es folgten zwei Fortsetzungsfilme von „Sex And The City“ – und bis heute ist der Hype ungebrochen! Im Januar verkündete der Streamingdienst HBO Max: Es gibt ein weiteres Revival. Geplant sind zehn Episoden, Drehstart ist im Sommer. Jüngst wurde bestätigt: Carries große Liebe Mr. Big (Chris Noth) ist dabei! Nur auf die selbstbewusste Sex-Königin Kim Cattrall alias Samantha Jones müssen die Fans leider verzichten.
In „Friends Reunion“ treffen sich Ross, Rachel & Co. wieder
„Tutto completto“ dagegen sind die „Friends“ für die Neuauflage der Kult-Serie, deren letzte Episode 2004 über den Bildschirm flimmerte. In „Friends: The Reunion“, das gestern auf Sky Premiere hatte, kehren die sechs Hauptdarsteller:innen an die Original-Drehorte zurück und schwelgen in Interviews und Fragerunden gemeinsam in der Vergangenheit. Auch hier kannte die Fan-Vorfreude schon vor Ausstrahlung keine Grenzen – genau wie bei der Neuauflage zu „Gilmore Girls“, das nach knapp zehn Jahren Pause 2016 weitergeführt wurde.
Woher die Sehnsucht nach der gemütlichen Vergangenheit?
Doch warum sehnen wir uns so sehr nach alten Held:innen? Immerhin gibt es doch im Serien-Dschungel bei Netflix und Co. genug Neues zu entdecken. Die US-Autorin Alexis Nedd könnte eine Antwort darauf gefunden haben: Sie erklärt den Hype mit dem Phänomen des sogenannten „Comfort Binge“. Damit meint sie Serien mit vertrauten Charakteren, Orten und Handlungen, die man sich gern immer wieder anschaut. Sie schreibt dazu auf der US-Nachrichtenseite „Mashable“: „Beim ‚Comfort Binge‘ geht es darum, mit minimalem Aufwand größtmögliches Vergnügen zu bekommen.“ Außerdem würden die vertrauten Charaktere und das vertraute Setting zusätzlich das Gefühl von Geborgenheit geben.
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Die Journalistin Dorothea Wagner fasst das Ganze in der „Süddeutschen“ so zusammen: „Was ich mir immer wieder ansehe, ist mir ähnlich vertraut wie meine Wohnzimmereinrichtung. (…) Es ist kein Wunder, dass es mich tröstet, wenn auf meinem Bildschirm etwas Vertrautes läuft.“ Und, so Wagner weiter: „Wenn ich mir etwas Neues aussuche, fürchte ich, dass ich mir den Abend verderben könnte.“ Also lieber bei Vertrautem bleiben. Irgendwie nachvollziehbar in diesen Pandemie-Zeiten, oder? (alp)