Iranische Raketen und Projektile des Abfangsystems „Iron Dome“ am Himmel über Jerusalem.
  • Iranische Raketen und Projektile des Abfangsystems „Iron Dome“ am Himmel über Jerusalem.
  • Foto: AFP/Menahem Kahana

Großangriff auf Israel: Iran feuert Dutzende Raketen – vorerst Entwarnung

Nach dem Schlag Israels gegen die aus dem Iran finanzierte Terrormiliz Hisbollah hat die Islamische Republik zum Gegenschlag ausgeholt. Überall in Israel heulten Luftschutzsirenen. Die USA hatten zuvor gewarnt, ein direkter Angriff werde schwerwiegende Folgen für den Iran haben.

Nach dem schweren Raketenangriff Irans auf Israel haben die Streitkräfte vorerst Entwarnung gegeben: Menschen überall in Israel dürften Schutzräume verlassen, teilte das Militär mit. Ein Sprecher sagte zudem, man habe aktuell auch keine Hinweise auf weitere Bedrohungen aus dem Iran. 

Zuvor war nahezu im gesamten Land Raketenalarm gegeben worden. Eine Korrespondentin der Deutschen Presse-Agentur berichtete, in Tel Aviv seien starke Explosionen zu hören. Auch ein CNN-Korrespondent berichtete über mehrere Einschläge und viele abgefangene Raketen in Tel Aviv.

Shoresh, Israel: Menschen gehen am Straßenrand in Deckung, nachdem Luftalarm ausgelöst wurde. picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Ohad Zwigenberg
Shoresh, Israel: Menschen gehen am Straßenrand in Deckung, nachdem Luftalarm ausgelöst wurde.
Shoresh, Israel: Menschen gehen am Straßenrand in Deckung, nachdem Luftalarm ausgelöst wurde.

Irans Revolutionsgarden sprachen im Staatsfernsehen davon, dass man Dutzende Raketen abgefeuert habe, und bezeichneten den Angriff als Vergeltung für die Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija, Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah sowie eines iranischen Generals.

Der israelische Rettungsdienst Magen David Adom teilte laut „Times of Israel“ mit, zwei Menschen seien durch Granatsplitter leicht verletzt worden. Mehrere andere wurden demnach wegen leichter Verletzungen nach einem Sturz oder wegen akuter Angstzustände behandelt.

USA sollen iranische Raketen abschießen

Zuvor hatte die US-Regierung vor einem „unmittelbar bevorstehenden“ Raketenangriff des Irans auf Israel gewarnt. Ein solcher direkter Angriff werde schwerwiegende Folgen für den Iran haben, heißt es in einer Mitteilung eines Regierungsvertreters, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Verteidigungsminister Lloyd Austin versicherte seinem israelischen Amtskollegen Joav Galant angesichts der Bedrohung durch den Iran, man sie gut gerüstet, um US-Personal, Verbündete und Partner zu verteidigen. Präsident Biden wies das US-Militär an, iranische Raketen abzsuchießen.

Schon im April hatten Irans Revolutionsgarden (IRGC) zum ersten Mal in der Geschichte der Islamischen Republik einen direkten Angriff auf Israel ausgeführt. Dabei feuerten die IRGC-Luftstreitkräfte mehr als 300 Drohnen, Raketen und Marschflugkörper auf ihren Erzfeind. Der Angriff wurde erfolgreich abgewehrt. Der Iran reagierte damit auf die Tötung hochrangiger Generäle, die bei einem mutmaßlich israelischen Angriff in Syrien getötet worden waren.

Zuletzt erhebliche Schwächung von Irans Verbündeten

Israels Militär und Geheimdienste hatten zuletzt Irans Verbündete in der Region erheblich geschwächt. Ende Juli etwa wurde der Auslandschef der islamistischen Hamas in Teheran getötet. Irans Staatsführung schwor daraufhin Rache. Am vergangenen Freitag wurde mit Hassan Nasrallah, Chef der libanesischen Schiitenorganisation Hisbollah, ein weiterer und zentraler Verbündeter Teherans getötet. Zuvor hatten explodierende Funkempfänger, sogenannte Pager, Hunderte Hisbollah-Funktionäre verletzt und etliche auch getötet. Es war seither unklar, ob und wie Irans militärische Führung darauf reagiert.

Das könnte Sie auch interessieren: Der Nahost-Konflikt im Liveticker

Am Dienstag kam ein weiterer Schritt des israelischen Militärs hinzu: Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten drangen israelische Bodentruppen wieder in den Libanon ein. Rund ein Jahr nach Beginn des Gaza-Kriegs verlagert sich damit der Schwerpunkt der Kämpfe in Richtung des nördlichen Nachbarlandes. Die Armee sprach von «begrenzten» Angriffen in Grenznähe auf Ziele der schiitischen Hisbollah, die eng mit dem Iran verbündet ist.

Seit der Revolution von 1979 gelten die USA und Israel als Erzfeinde der Islamischen Republik. Mit Ausbruch des Gaza-Kriegs vor knapp einem Jahr drohte mehrfach, dass sich der Schattenkonflikt zu einem Flächenbrand entwickelt. Irans Revolutionsgarden sind die Elitestreitmacht des Landes und gelten als deutlich schlagkräftiger als die reguläre Armee.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp