Kampf gegen Corona: Wie Studien aus Israel der Welt gerade Hoffnung machen
Israel –
Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Coronavirus: Am Dienstag wurden in Israel erstmals über 10.000 Neuinfektionen gemeldet, gleichzeitig stellte das Land mit über 200.000 Impfungen an nur einem Tag einen neuen Rekord auf. Bei dem Impftempo könnte Israel als erstes Land Herdenimmunität erreichen. Der Deal des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit dem Pharmakonzern Pfizer ist nicht unumstritten. Doch erste Studienergebnisse machen der Welt gerade Hoffnung.
Israel steckt mitten in der dritten Corona-Welle. Die Zahl der Neuinfektionen ist auf einem Dauerhoch, die Infektionsrate ist in Israel mit rund neun Millionen Einwohnern weit höher als in Deutschland. Jetzt hat die Regierung den bestehenden Lockdown verlängert. Menschen dürften ihr Zuhause nur noch in einem Umkreis von 1000 Metern verlassen, Einreisende sollen künftig einen negativen Corona-Test oder eine Impfbestätigung vorweisen.
Auf der anderen Seite steht das enorme Impftempo: Schon über zwei Millionen Menschen haben die erste Dosis, über 550.000 Menschen die zweite erhalten. Damit ist schon einen Monat nach Start der Kampagne ein Viertel der Bevölkerung geimpft. Zum Vergleich: In Deutschland sind es aktuell rund 1,5 Prozent. „In diesem Tempo besiegen wir die Mutation“, twitterte Gesundheitsminister Juli Edelstein.
Corona in Israel: Impfstoff gegen Daten?
Israel liegt im weltweiten Impfrennen weit vorn – das liegt unter anderem daran, dass die Regierung schon früh große Mengen des Biontech-Pfizer-Vakzins gekauft hat. Ministerpräsident Netanjahu hatte den Impfstoff nach eigenen Angaben durch zahlreiche Telefonate mit dem Pfizer-Chef gesichert. Anfang Januar kam heraus, dass die Vereinbarung zwischen der Regierung und Pfizer auch die Übermittlung von zahlreichen Impfdaten an den Pharmakonzern beinhaltet. Das soll zwar anonymisiert erfolgen, Israels „Demokratie-Institut“ (IDI) zeigte sich bezüglich des Datenschutzes aber besorgt. Andere Kritiker warfen Israel vor, sich dadurch einen Vorteil verschafft zu haben.
Der israelische Epidemiologe Nadav Davidovitch wies das zurück. „Leute werfen uns vor, wir wollten die Informationen verkaufen, aber das stimmt nicht“, sagte er. „Wir haben die Verantwortung – wie Deutschland, so wie andere Länder – die Daten zu teilen, etwa über Nebenwirkungen.“
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Die Impfbereitschaft im Land ist groß. Widerstand gibt es bei arabischen Israelis und ultraorthodoxen Juden, die den Staat Israel teilweise nicht anerkennen, und die auch die Corona-Regeln nicht immer einhalten. Und trotzdem: Bei der hohen Impfquote im Land kann die Wirksamkeit des Impfstoffs unter Realbedingungen getestet werden, Israel fungiert als „Modell-Land“.
Impfung gegen Corona: Studien zufolge hohe Wirksamkeit
Und erste Studien machen Hoffnung. Die größte Krankenkasse des Landes „Clalit“ verglich die Infektionsraten zwischen jeweils 200.000 Geimpften und Nicht-Geimpften über 60 Jahren. Das Ergebnis: In der Gruppe der Geimpften war die Anzahl der Corona-positiv Getesteten um 33 Prozent niedriger – und das bereits zwei Wochen nach der ersten Impfdosis.
Die Krankenkasse „Maccabi“ sprach sogar von 60 Prozent weniger Infektionen im gleichen Zeitraum, das Gesundheitsministerium von 50 Prozent. Auch die Nebenwirkungen seien überwiegend mild, so die Krankenkassen.
Nachdem bereits 75 Prozent der Über-60-Jährigen geimpft wurden, sind jetzt die Über-40-Jährigen dran. Bis Ende März sollen sich laut Netanjahu alle Bürger ab 16 Jahren impfen lassen können. Das wäre für den Ministerpräsidenten auch in Hinblick auf die vorgezogenen Neuwahlen am 23. März hilfreich. (dpa/ncd)