„Kein Unterschied“: Erdogan vergleicht Muslime in Europa mit Juden vor dem Holocaust
Ankara –
Der türkische Staatschef kann sich einfach nicht entscheiden: Erst vor wenigen Tagen bekräftigte Erdogan den EU-Beitritt seines Landes als „strategisches Ziel“. Jetzt nennt er Europa ein „Gefängnis für Muslime“ – und vergleicht deren Situation mit der der Juden vor dem Holocaust.
Europa habe ein Rassismus- und Intoleranz-Problem, insbesondere wenn es um Muslime geht, so Recep Tayyip Erdogan in seiner Rede am Mittwoch in Ankara. Die derzeitige Entwicklung sei „eine ernste Bedrohung für die Sicherheit der Muslime in Europa“.
Dann vergleicht er die Situation der Muslime mit der von Juden vor dem Zweiten Weltkrieg: „Es gibt keinen Unterschied zwischen dem Klima des Hasses auf die Juden vor dem Zweiten Weltkrieg und dem Klima, das heute gegen die Muslime geschürt wird,“ behauptet Erdogan.
Erdogan vergleicht Juden vor Holocaust mit heutigen Muslimen
Es ist nicht das erste Mal, dass sich der türkische Staatschef zu einer derart geschmacklosen Äußerungen hinreißen lässt. Bereits im Herbst 2020 warnte er vor einem Holocaust gegen Muslime in Europa: „Die Muslime erleben heute eine Lynchkampagne, wie sie gegen Juden in Europa zur Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg geführt wurde.“
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Auslöser seiner Tiraden war damals ein Gesetzesentwurf in Frankreich, der Anfang diesen Jahres vom französischen Parlament gebilligt wurde: Die Regierung will damit härter gegen radikale Islamisten vorgehen. Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass religiöse Vereine und Moscheen schneller geschlossen werden können, wenn in ihnen Hass und Gewalt gepredigt wird.
Erdogan über Macron: „Braucht psychiatrische Behandlung“
Auch die Strafen für islamistisch motivierte Drohungen und Angriffe sollen erhöht und soziale und kulturelle Organisationen stärker auf ihren religiösen Hintergrund überprüft werden, Staatsangestellte müssen sich nun zur religiösen Neutralität bekennen.
Erdogan hat in der Auseinandersetzung um den Gesetzesentwurf im letzten Herbst zu einem Boykott französischer Produkte aufgerufen und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron empfohlen, zum Arzt zu gehen: „Welche Probleme hat diese Person namens Macron mit den Muslimen und dem Islam? Macron braucht psychiatrische Behandlung.“
In seiner Rede am Mittwoch in Ankara polterte er nun: „Das Virus der Islamophobie, das genauso gefährlich ist wie das Coronavirus, verbreitet sich rasend schnell, vor allem in europäischen Ländern“. Soziale Krankheiten wie Diskriminierung würden grassieren: „Europa, wo 35 Millionen Muslime leben, darunter sechs Millionen Türken, verwandelt sich immer mehr in ein Freiluftgefängnis für unsere Brüder und Schwester“, klagt der ewig pöbelnde türkische Staatschef. (vd)