Kirchenaustritt: Ex-Mönch heiratet seine große Liebe – einen Mann
München –
Es soll die Krönung einer lange verheimlichten Liebe werden, die nun aber jeder sehen darf: Anselm Bilgri, früher Mönch in einem bayerischen Kloster, will sich nicht mehr verstecken – und seinen langjährigen Freund heiraten. Ganz offiziell.
Liebe kennt kein Geschlecht, keine Schubladen – und offenbar auch keine Klostermauern: Der ehemalige Vorsteher des oberbayerischen Klosters Andechs, Anselm Bilgri, will seinen langjährigen Freund heiraten. „Ich möchte jetzt reinen Tisch machen“, sagte Bilgri gestern im Münchner Presseclub. Bislang hatte der 67-Jährige seine Homosexualität nicht öffentlich gemacht.
Ex-Mönch will seinen langjährigen Freund heiraten
Wie die Zeitschrift „Bunte“ berichtet, ist Bilgris Freund 27 Jahre jünger und erfolgreicher Manager. Der Ex-Mönch sagte der Zeitschrift: „Ich wusste schon im Kloster, dass ich auf Männer stehe.“ Ganz im Gegensatz zu seinem Freund Markus – der liebte früher auch Frauen. Nun soll die Liebe der beiden auch offiziell besiegelt werden. „Ich hab’ einfach gedacht: Wir sind alle sterblich, und ich will ja nicht immer mein Leben lang heimlich leben, sondern es offiziell machen“, so Bilgri gestern.
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Der gebürtige Unterhachinger trat 1975 in München in den Benediktinerorden ein. Später wurde er Prior, also Vorsteher, im Kloster Andechs. Nach einem Sabbatjahr erklärte er 2004, dass er nicht mehr ins Kloster zurückkommen werde. Vom klösterlichen Gemeinschaftsleben in Andechs habe er sich einfach zu sehr entfremdet, sagte er damals. Stattdessen arbeitete er als Buchautor, Coach und Vortragsredner. Im vergangenen Dezember dann der endgültige Bruch mit der Institution Kirche: „Ich glaube nicht mehr an den aufrichtigen Reformwillen in der römisch-katholischen Kirche“, sagte Bilgri und gab seinen offiziellen Austritt bekannt.
Ex-Mönch nun Mitglied der Alt-Katholischen Kirche
Zeitgleich trat er zu den Alt-Katholiken über. „In dieser Kirche ist all das verwirklicht, was auch meine Vision von Katholizismus in der modernen Welt ist“, so Bilgri. Ihm zufolge hat die Alt-Katholische Kirche – entgegen dem, was der Name vielleicht vermuten lässt – eine synodale Struktur, keinen Pflichtzölibat für ihre Priester, sie lässt Frauen zu allen Weihe-Ämtern zu und traut gleichgeschlechtliche Paare. Der Papst wird als Patriarch des Abendlands respektiert, gilt aber nicht als unfehlbar. In dieser Kirche möchte Bilgri „katholischer Priester bleiben“, sagte er gestern im Presseclub.
Die Hochzeit soll übrigens schon sehr bald erfolgen: Am 12. März werde Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sie beide trauen, erzählte Bilgri gestern. Auch eine kirchliche Hochzeit sei möglich, so Bilgri, er lebe jetzt schließlich in einer Kirche, in der Schwule getraut oder gesegnet werden können. (mik/dpa)