Ein Mehrfamilienhaus in Hamburg

Ein Mehrfamilienhaus in Hamburg: Mieterhöhungen werden für viele Hamburger zum Problem (Symbolbild) Foto: picture alliance/dpa/Daniel Bockwoldt

Deutschlands Wohnkrise: Die große Umverteilung von unten nach oben

Die Mieten- und Baupolitik ist im Wahlkampf kaum ein Thema. Das verwundert – schließlich erleben wir seit 15 Jahren, seit die Miet- und Immobilienpreise rasant steigen, eine der größten Umverteilungen von unten nach oben in der Geschichte der Bundesrepublik.

Kurz gesagt ist die Lage so: Die unteren 50 Prozent der Gesellschaft leben bei den oberen zehn Prozent zur Miete – und müssen immer mehr zahlen. Wohnungssuchende verzweifeln, wer eine Bude hat, zieht nicht mehr aus. Und während die Vermögen der Immobilienbesitzer von Jahr zu Jahr steigen, müssen immer mehr den Traum vom Eigenheim aufgeben: Denn eine eigene Wohnung oder ein Häuschen lassen sich in einer Stadt wie Hamburg ohne Erbschaft kaum finanzieren.

Feudale Verhältnisse in der Bundesrepublik?

Denn zu allem Überfluss ist unser Steuersystem auch noch so konstruiert, dass Arbeit hoch, Vermögen und Erbe aber kaum besteuert werden. Das erinnert an feudale Verhältnisse: Nicht die eigene Leistung, sondern das Glück bei der Geburt entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. In einer Demokratie ein inakzeptabler Zustand.

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Zwar versucht der Staat mit allerlei Förderprogrammen und Beschränkungen wie der Mietpreisbremse, die Folgen abzumildern. Doch langfristig hilft nur bauen: Viel mehr bauen und viel günstiger bauen. Dazu hat die Bausenatorin mit dem vereinfachten „Hamburg-Standard“ jetzt immerhin den Grundstein gelegt. Verbände, Industrie, alle sind voll des Lobes. Der Senat muss jetzt zeigen, dass ihm die Trendwende auf dem Wohnungsmarkt gelingt. Viel Zeit bleibt nicht.

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