„Grüne Jugend“-Vorstand schmeißt hin: Lasst sie ziehen
Bei den Grünen rumpelt es gewaltig. Nach dem Bundesvorstand um Ricarda Lang und Omid Nouripour hat nun auch die Führungsriege der „Grünen Jugend“ hingeschmissen. Und nicht nur das: Der Nachwuchs tritt aus der Partei aus und will eine linkere Konkurrenz-Bewegung gründen. Für die Grünen ist das eher eine gute Nachricht.
Jugend-Organisationen von Parteien dürfen auch mal krawallig sein. Es ist das Recht der Jugend, auch mit radikalen Forderungen Veränderungen voranzutreiben. Allerdings gehört zu tatsächlicher politischer Verantwortung auch ein Schuss Pragmatismus. Genau daran scheint es aber bei der „Grünen Jugend“ zuletzt gefehlt zu haben.
Der grüne Nachwuchs war schon immer linker als die Mutterpartei. Dort pflegt man noch immer einen völlig unkritischen Umgang mit dem Thema Migration und träumte zuletzt unter den Sprecherinnen Katharina Stolla und Svenja Appuhn vom „demokratischen Sozialismus“.
Der Kompromiss ist eine demokratische Tugend
In der Wirklichkeit regieren die Grünen aber mit SPD und FDP und müssen teils schmerzhafte Kompromisse eingehen. Dass es manchmal notwendig ist, politischen Zwängen zu folgen, um nicht unterzugehen und vielleicht an anderer Stelle Erfolg zu erzielen, scheint die „Grüne Jugend“ nicht hinnehmen zu wollen.
Dabei ist die Fähigkeit zum Kompromiss eine zentrale demokratische Tugend. Und was haben Stolla und Appuhn eigentlich durch ihren Abtritt gewonnen? Auf die Geschicke der grünen Regierungspartei werden sie künftig keinen Einfluss mehr nehmen. Ob sie in einer mutmaßlich sektiererischen neuen Jugend-Bewegung wirklich mehr bewegen können, ist höchst fraglich.
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Offenbar weint man Stolla und Appuhn in der Partei kaum eine Träne nach. Renate Künast (Grüne) bezeichnete den Vorstand der „Grünen Jugend“ als „nicht realitätstauglich“, da er einen „Klassensystem-Sozialismus“ aufbauen wollte. Das klingt nicht nach Abschiedsschmerz. Neue Gesichter bei der „Grünen Jugend“ können der Partei dabei helfen, weniger als ideologisch und wieder mehr als pragmatisch und nahe an den Menschen wahrgenommen zu werden.