Markus Söder (CSU)
  • CSU-Chef Markus Söder will, dass die Deutschen wieder mehr arbeiten.
  • Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress | Bernd Elmenthaler/Geisler-Fotopr

Einführung der Sechs-Tage-Woche? Nutzloses Wunschdenken!

Einige Arbeitgeber träumen schon länger davon, Griechenland will sie nun als Arbeitsmodell einführen: die Sechs-Tage-Woche. Und natürlich finden sich auch deutsche Politiker, die einem solchen Ansinnen etwas abgewinnen können. CSU-Chef Markus Söder beispielsweise. Dabei gibt es kaum eine unsinnigere Idee.

Deutschland spiele ökonomisch inzwischen „leider in der Abstiegszone“, erklärte der CSU-Politiker. Bei uns werde über die Einführung der Viertage-Woche debattiert, während Menschen in anderen Ländern immer mehr arbeiteten, sagte Söder mit Blick auf Griechenland, Südkorea, China und andere. „So werden wir den Rückstand nicht aufholen. Wir müssen wieder mehr arbeiten.“

Die Deutschen arbeiten tatsächlich vergleichsweise wenig

Söder hat einen gewissen Punkt: Laut Statistischem Bundesamt lag die Wochenarbeitszeit in Deutschland 2022 im Schnitt bei 34,7 Stunden. Der europäische Durchschnitt liegt bei 37,0 Stunden. Aber die Zahlen können leicht in die Irre führen. Denn es ist reines Wunschdenken, dass mehr Arbeit grundsätzlich zu mehr Effizienz und mehr Gewinnen bei Unternehmen führt.

Für das Top-Management einer kriselnden Firma mag es sinnvoll sein, auch mal am Samstag zu arbeiten. Für alle „normalen“ Arbeitnehmer wäre es eine Zumutung, die eher kontraproduktiv wirkt. Sie wären zusätzlich gestresst oder genervt, weil sie Zeit (im schlimmsten Fall) absitzen müssen. In einer solchen Atmosphäre sollen dann neue, kreative, gewinnbringende Ideen entstehen? Wohl kaum!

Die eigentlichen Probleme liegen ganz wo anders

Gleichzeitig findet sich nicht eine Fachkraft mehr auf dem Arbeitsmarkt, nur weil alle plötzlich sechs Tage die Woche arbeiten. Im Gegenteil: Unternehmen, die von ihren Angestellten einen solchen Marathon verlangen, dürften große Probleme haben, überhaupt noch junge Menschen zu finden, die darauf Lust haben, bei ihnen zu arbeiten.

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An den wahren Problemen der Unternehmen und des Arbeitsmarktes geht diese Forderung also weit vorbei. Diese liegen ganz wo anders: Beispielsweise bei der Frage, wie man Menschen bestmöglich weiter- und ausbildet oder wie man mit der immer wichtiger werdenden Künstlichen Intelligenz umgeht. Das ist aber weit komplizierter und arbeitsintensiver, als einfach mal „einen rauszuhauen“, wie Söder es getan hat.

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