Alterarmut: Immer mehr Rentner sind auf Hilfe durch den Staat angewiesen.
  • Alterarmut: Immer mehr Rentner sind auf Hilfe durch den Staat angewiesen.
  • Foto: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON

Immer mehr Altersarmut: So vermeiden wir das Renten-Desaster

Noch ist es kein Massen-Phänomen, aber in den nächsten Jahrzehnten könnte es zu einem werden: Altersarmut ist für Betroffene eine schwere Bürde. Unser aktuelles Rentensystem ist nicht darauf ausgerichtet, das Problem zu lösen. Das kann nicht so bleiben – denn das Defizit nutzt vor allem Populisten, die das gesamte Staats-System in Frage stellen.

Wer älter als 67 Jahre ist und nicht genug Rente zum Leben hat, bekommt die so genannte Grundsicherung, früher besser als Sozialhilfe bekannt. Im ersten Halbjahr 2024 waren dies bundesweit 728.990 Menschen. Das ist ein neuer Höchstwert und entspricht einem Plus von fast 40 Prozent gegenüber dem Jahr 2015. Die Zahlen hat das „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) beim Statistischen Bundesamt erfragt. Die Politikerin fordert auf Grundlage dieser Zahlen nun eine Volksabstimmung und preist das österreichische Rentensystem als Alternative an. Dieses zahlt tatsächlich höhere Renten, allerdings sind auch die Beiträge deutlich höher als in Deutschland, und ein Anrecht erwirbt man erst nach vollen 15 Jahren sozialversicherungspflichtiger Arbeit. Beides lässt Wagenknecht in ihren Erklärungen weg.

Noch handelt es sich nicht um ein Massenphänomen

Noch handelt es sich bei der Altersarmut nicht um ein Massenphänomen. Zur Einordnung: Laut Bundesarbeitsministerium bezogen 2022 3,7 Prozent der Rentner Grundsicherung. In der „arbeitenden Bevölkerung“ lag der Anteil der Bezieher von „Mindestsicherungsleistungen“ (Bürgergeld) mit 8,5 Prozent mehr als doppelt so hoch.

Die Zahlen dürften in den kommenden Jahren trotzdem steigen. Neben Alleinerziehenden sind vor allem Ostdeutsche künftig von Altersarmut bedroht. Das liegt daran, dass nach der „Wende“ 1989 viele gut bezahlte Industrie-Arbeitsplätze weggefallen sind. Viele Menschen mussten schlechter bezahlte Jobs annehmen und konnten deshalb weniger in die Rentenkasse einzahlen. Betriebliche Renten-Vorsorge war damals im Osten selten. Zudem ist das Privatvermögen im Schnitt geringer als in Westdeutschland.

Nur wer viel einzahlt, bekommt auch viel heraus

Wie also kann man dem Problem beikommen? Die Ampel-Regierung versucht es mit dem „Rentenpaket 2“. Dieses sieht unter anderem vor, am Kapitalmarkt zu investieren, um die Gewinne in die Rentenkasse zu lenken. Das ist mit einem gewissen Risiko verbunden – und löst das Problem der Altersarmut doch nicht. Denn das 1957 eingeführte deutsche Rentensystem funktioniert nach dem so genannten Äquivalenzprinzip. Das bedeutet, verkürzt gesagt: Nur wer viel einzahlt, bekommt auch viel zurück. Wer wenig einzahlt entsprechend wenig. Eine soziale Umverteilung auf Grundlage von Beiträgen soll im Rentensystem nicht stattfinden.

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Das ist allerdings kein Naturgesetz. In anderen Ländern ist das Rentensystem anders gebaut und zielt ausdrücklich darauf ab, Altersarmut zu verhindern. Spätestens eine neue Regierung sollte sich diese Modelle noch einmal genau anschauen. Denn wenn der Staat diejenigen Menschen hängen lässt, bei denen es trotz lebenslanger Arbeit nicht für eine auskömmliche Rente reicht, verliert er immer mehr an Legitimität. Das nutzt am Ende nur Populisten, die diesen Unmut nur zu gerne bewirtschaften.

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