Auf einer Trauerfeier für den getöteten Hamas-Führer Ismail Hanija in Teheran wird eine israelische Flagge verbrannt.
  • Auf einer Trauerfeier für den getöteten Hamas-Führer Ismail Hanija in Teheran wird eine israelische Flagge verbrannt.
  • Foto: picture alliance/dpa/AP | Vahid Salemi

Israel: Bald öffnet sich ein Fenster zum Frieden – oder zur Hölle

Die Situation im Nahen Osten ist zum Zerreißen gespannt. Viele warnen nach der Tötung von zwei Hamas- und einem Hisbollah-Führer vor einem großen Krieg. Es ist aber auch nicht ganz ausgeschlossen, dass die entscheidenden Akteure nun endlich zur Besinnung kommen. Gründe dafür hätten sowohl Israel als auch der Iran.

Auf einer symbolischen Ebene hat Israels Premier Benjamin Netanjahu nach dem Massaker vom 7. Oktober ein wichtiges Ziel erreicht: Mit der Tötung von Ismail Hanija in Teheran und dem Hamas-Militärchef Mohammed Deif im Gazastreifen hat Israel bewiesen, dass es noch immer versteht, seine Todfeinde in die Schranken zu weisen. Die Abschreckungsfähigkeit des Landes – eine wichtige Lebensversicherung seit Gründung des Staates – ist wieder ein Stück weit hergestellt.

Abschreckung als Lebensversicherung

Nur aus dieser Position der Stärke ist es für die einzige (wenn auch beschädigte) Demokratie im Nahen Osten überhaupt möglich, sich für einen Dialog mit denjenigen Gegnern zu öffnen, die nicht von tödlichem Hass getriebenen sind. Dieser Dialog ist unverzichtbar. Denn nur mit Waffengewalt werden sich die Probleme Israels auf Dauer nicht lösen lassen. Netanjahu und seine radikalen Verbündeten, die keinen Nachkriegsplan haben, machen allerdings nicht den Eindruck, als würden sie das verstehen. Ein Regierungswechsel in Israel wäre mehr als wünschenswert.

Das gilt auch für den Iran. Die Mullahs in Teheran unterstützen alle Todfeinde Israels: die Hamas, die Hisbollah im Libanon und die Huthi im Jemen. Dass Hamas-Politbürochef Ismail Hanija ausgerechnet auf iranischem Boden getötet wurde, ist für das Regime eine Demütigung. Seine Verbündeten wissen nun: die Mullahs können sie nicht schützen. Noch nicht einmal in ihrem eigenen Land.

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Natürlich schwört die Islamische Republik nun öffentlichkeitswirksam Rache. Allerdings halten es Experten für unwahrscheinlich, dass der Iran die direkte Auseinandersetzung mit Israel oder gar den USA sucht. Denn ein großer Krieg könnte sehr schnell auch die Herrschaft der Mullahs in Teheran ins Wanken bringen. Wahrscheinlicher ist, dass der Iran weiter versucht, mit militärischen Nadelstichen zu antworten. Aber auch das birgt die Gefahr, dass das Fass irgendwann quasi aus Versehen überläuft.

Netanjahu und der Iran befinden sich in der Sackgasse

Iran und die Regierung Netanjahu haben sich beide in eine Sackgasse manövriert. Wenn sie ihren Kurs nicht ändern, könnten sie die Tore zur Hölle in Nahost aufstoßen. Die internationale Gemeinschaft – allem voran die USA, China und Europa – müssen all ihren Einfluss einsetzen, um das weitgehend sinnlose Töten zu beenden. Kein Konflikt auf Erden ist dauerhaft unlösbar. Auch der in Nahost nicht!

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