Was ist schlimmer: „Klimakleber“ oder Klimakatastrophe?
Sie stören schon wieder, diese „Klimakleber“. Erst auf dem Flughafen Köln und dann auf dem Frankfurter Flughafen. Flugzeuge konnten stundenlang nicht starten und nicht landen. Tausende Passagiere konnten nicht in ihren – wie es immer so schön heißt – „wohlverdienten Urlaub“ fliegen. Die Empörung der Politiker kam wieder prompt, war wieder parteiübergreifend. Dabei sei die Frage erlaubt: Ist deren klimapolitisches Versagen auf lange Sicht nicht schlimmer als die Störaktionen der „Klimakleber“?
Unsere Regierenden wollen die „Klimakleber“ vor Gericht zerren, denken sich immer härtere Strafen aus, fangen sich aber selbst vor Gerichten eine Niederlage nach der anderen ein, weil sie zu wenig für den Klimaschutz tun und es hinnehmen, dass unsere Erde langsam verbrennt. Und genau dagegen protestieren die „Klimakleber“ mit ihren rabiaten und illegalen Aktionen.
Was ist schlimmer: Ein paar Stunden Störung oder Klimakastrophe?
Fast täglich kommen Meldungen über neue Temperaturrekorde. Klimaforscher registrieren die „schnellste Erwärmung der Erde seit Bestehen des Planeten“. Der Grund ist der noch immer ungebremste Schadstoffausstoß von Fabriken, Autos, Flugzeugen, Landwirtschaft und aus anderen Quellen. Die Folge der Erderwärmung: Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen, Stürme, Wasserknappheit. Alles – mit Verlaub – sehr viel schlimmer als ein paar Stunden Störung des Flugbetriebes auf einem Flughafen.
Nehmen wir nur mal die wackere Innenministerin Nancy Faeser. Sie nennt die Flughafen-Blockaden „gefährlich, dumm, kriminell“. Solche Taten sollten künftig härter bestraft werden mit Haftstrafen zwischen zwei und fünf Jahren. Ein entsprechender Gesetzentwurf sei schon im Kabinett beschlossen und solle „zügig“ im Bundestag verabschiedet werden. Da ist die Ampel also ganz fix. Aber beim Klimaschutz kommt sie „nicht aus dem Quark“.
Mit welcher Berechtigung drischt Nancy Faeser so auf die „Klimakleber“ ein?
Zwischenfrage: Ist das nicht auch „gefährlich, dumm, kriminell“? Denn wer zählt die vielen tausend Toten, die Opfer von Luftverschmutzung und Überhitzung? Jedenfalls hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg der Bundesregierung erst vor wenigen Tagen bescheinigt, sie müsse ihr nationales Luftreinhalteprogramm nachbessern. Es reiche nicht aus. Erst Mitte Mai hatte dasselbe Gericht derselben Bundesregierung vorgegeben, sie müsse ihr Klimaschutzprogramm nachschärfen. Frage: Mit welcher Berechtigung drischt Frau Faeser dann dermaßen auf die „Klimakleber“ ein, die genau das wollen, was das Gericht von der Regierung verlangte?
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Aber packen wir einfachen Bürger uns bitte auch an die eigene Nase. Obwohl das Fliegen extrem klimaschädlich ist, düsen Millionen durch die Luft – buchstäblich – als gäbe kein Morgen. Die deutschen Flughäfen vermelden allesamt Rekordzuwächse bei Starts und Landungen, sind aber noch immer nicht zufrieden. Da sei noch mehr drin, mosert der Deutsche Flughafenverband ADV.
Fazit: Die Aktionen der „Klimakleber“ sind illegal, also verboten. Die Akteure müssen mit Strafen rechnen. Aber Politiker wie gedankenlose Konsumenten und Touristen sollten sich doch mal die Frage stellen: Was ist schlimmer: „Klimakleber“ oder Klimakatastrophe?