Ein echtes Symbolbild für eine Jugend in Ostdeutschland: Wenig los und viel Langeweile.
  • Ein echtes Symbolbild für eine Jugend in Ostdeutschland: Wenig los und viel Langeweile.
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Jung, ostdeutsch, rechts: Darum wählt meine Generation die AfD

„Heimat und Identität gibt’s nur bei uns – AfD ist die Nummer 1 bei Jugendlichen!“, so feierte die Partei sich selbst im April nach Veröffentlichung der Studie „Jugend in Deutschland“ auf ihrem Instagram-Kanal. Monate später haben es die Wahlergebnisse in Sachsen und Thüringen bestätigt: Die ostdeutsche Jugend ist in den vergangenen Jahren nicht nur einen, sondern gleich mehrere Meter nach rechts gerückt. In Thüringen bekam die AfD laut den Prognosen 37 Prozent der Stimmen der 18-24-Jährigen, in Sachsen 30 Prozent. Und weil die Ursachen dafür schon weit in der Vergangenheit liegen, befürchte ich – selbst jung und ostdeutsch – dass dieses Problem nicht so schnell gelöst werden kann.

In Thüringen und Sachsen fühlen sich Jugendliche mit ähnlichen Problemen konfrontiert wie in Mecklenburg-Vorpommern, meinem Geburts-Bundesland. Denn wer nach der Wende geboren wurde, hat weder jemals den Triumph verspürt, sich selbst eine Demokratie erkämpft zu haben, noch weiß man, wie viel von ihrer Freiheit die Menschen in der DDR einbüßen mussten.

Bis heute sind 12,6 Millionen Ostdeutsche weggezogen

Was wir Ostdeutschen um die 20 sehr wohl kennen, sind die verklärten Erzählungen unserer Eltern und Großeltern über die sogenannte „Demokratische Republik“ à la „Die Kinderbetreuung war so gut“ oder „Alle waren so sozial und freundlich miteinander“. Während manche von uns das als „Ostalgie“ belächeln und sich über die Freiheit freuen, die wir heute haben, werden andere derart mit „Früher war alles besser“-Erzählungen und solchen über die „bösen Wessis“, die uns alles weggenommen haben, indoktriniert, dass die verzerrte Wahrnehmung der Vergangenheit zu Realität wird.

Viele dieser Eltern und Großeltern verloren ihre Jobs und damit ihre Würde nach der Wende. Das kollektive Gefühl, „Bürger zweiter Klasse“ zu sein, wurde an unsere Generation, die nie die DDR erlebt hatte, weitergegeben – zusammen mit einem Lohnunterschied, der immer noch bei durchschnittlich 824 Euro brutto liegt.

Seit der Wende sind unter anderem deshalb mehr Menschen von Ost- nach Westdeutschland gezogen, viele davon jung, viele davon weiblich. So wie ich, denn auch mich hat der Mangel an gut bezahlten Stellen, anständigen Freizeit- und Bildungsangeboten nicht gerade davon überzeugt, in Mecklenburg zu bleiben.

Unzufriedenheit als Nährboden für Populismus

Was bleibt, ist ein mit mehr als 20 Prozent weltweit einmaliger Männerüberschuss in einigen Teilen Ostdeutschlands und damit großes Frustrationspotenzial, denn Männer untereinander radikalisieren sich eben schneller – und es bleiben Menschen, die finanziell schlechter gestellt sind und durch Preissteigerungen bei Benzin und Lebensmitteln, wie wir sie gerade verspüren, hart getroffen werden.

Ein Nährboden für Populismus, vor allem bei jungen, leicht beeinflussbaren Menschen. Es ist erschreckend zu hören, wie manche junge Menschen in meiner Heimat über Mitbürger mit Migrationshintergrund sprechen. Es gibt Schwierigkeiten bei der Integration, keine Frage. Aber ganze Menschengruppen zu verteufeln und für all seine Probleme verantwortlich zu machen, ist doch etwas kurz gedacht. Genau wie viele junge Ostdeutsche das mit „der Regierung“ oder „der Politik“ als Ganzes tun.

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Populismus: Da wären wir wieder bei dem AfD-Instagram-Post. „Während die Sorge um den Klimawandel weiter abnimmt, drängen andere Probleme zunehmend in den Fokus: Inflation, Altersarmut und die „Zunahme der Flüchtlingsströme“. Deutschlands Jugend rückt nach rechts“ schreibt die Partei. Und: „Es ist eine Generation, die keine Träumereien, sondern realistische und pragmatische Lösungen will.“

Letzteres mag schon sein. Doch dass zum Teil gesichert rechtsextreme Parteien nicht die Lösung dafür sind, das scheinen viele junge Ostdeutsche noch nicht verstanden zu haben. Zu groß sind Frustration, Trotz, Perspektivlosigkeit. Und die sind nicht etwa durch Corona oder Energiekrisen entstanden, deren Ursache liegt viel tiefer – und deshalb wird es umso schwieriger, sie zu lösen.  

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