Rücktritt der Grünen-Chefs: Respekt – aber was ist mit all den anderen Losern?
Ricarda Lang und Omid Nouripour treten als Grünen-Chefs zurück, bleiben nur noch geschäftsführend im Amt. Und man kommt nicht umhin zu sagen: Respekt! Andere Politiker sollten sich an den beiden ein Beispiel nehmen. Es fallen einem auch schnell ganz konkrete Namen ein. Doch diese Hoffnung wird wohl kaum erfüllt werden.
Die Landtagswahlen im Osten waren für die Ampel ein Gang durchs Feuer. Eine Klatsche nach der anderen kassierten SPD, Grüne und FDP. Doch nur die Grünen ziehen Konsequenzen.
Rücktritt der Grünen-Chefs: Respekt für diese Entscheidung
Nun kann man sagen, dass Ricarda Lang und Omid Nouripour weder besonders populär noch besonders erfolgreich waren. Lang, von einem böswilligen Teil der Gesellschaft seit Jahren verspottet und angefeindet, war zwar sehr präsent, argumentierte aber zunehmend an den Lebensrealitäten der Bürger vorbei. Nouripour blieb die meiste Zeit blass. Allerdings gelang es beiden, die Partei trotz der vielen Zumutungen des Regierungsgeschäfts geschlossen zu halten.
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Wirklich bemerkenswert aber ist, dass dieser Schritt so überraschend kommt. Es gab keinen öffentlichen Druck auf die beiden, keine Rücktrittsforderungen, keine Intrigen oder Grabenkämpfe. Die beiden haben einfach gemacht, was man von Politikern erwart: Rückgrat zeigen, Verantwortung übernehmen, Konsequenzen ziehen, auch wenn’s unbequem ist.
Ziehen SPD und FDP jetzt auch Konsequenzen?
Leider sind diese Tugenden etwas in Vergessenheit geraten. Zur Erinnerung: Die SPD kam in Sachsen und Thüringen auf beschämende 7,3 bzw. 6,1 Prozent. Doch Saskia Esken, Lars Klingbeil und Kevin Kühnert kleben fest auf ihren gepolsterten Sesseln. Nur den Brandenburgern Rentnern ist zu verdanken, dass die dortige SPD ganz knapp vor der AfD gelandet ist, sonst wären die Sozialdemokraten auch dort deklassiert worden.
Und dann ist da noch Christian Lindner. Der Mann, der stets Eigenverantwortung und Veränderungen einfordert, auch und gerade, wenn das persönliche Härten bedeutet. In Thüringen landete seine FDP bei 1,1 Prozent, in Sachsen und Brandenburg stand eine Null vorm Komma. Doch personelle Konsequenzen sind bislang nicht überliefert. Mehr, als mit dem Aus der Ampel zu drohen, fällt Lindner offenbar nicht ein.
„Es braucht einen Neustart“, sagten Lang und Nouripour am Mittwochmorgen. Dieser Satz wird in SPD und FDP sehr, sehr aufmerksam gehört werden.