Auch in Bayern wird CDU-Chef Friedrich Merz plakatiert. Gleichzeitig gibt es ständig Querschüsse aus München.
  • Auch in Bayern wird CDU-Chef Friedrich Merz (l., neben Markus Söder) plakatiert. Gleichzeitig gibt es ständig Querschüsse aus München.
  • Foto: picture alliance/dpa/Revierfoto | Revierfoto

Söders Schwarz-Grün-Allergie macht Merz die Wahl zur Qual

Es vergeht praktisch kein Tag, an dem in der selbsternannten „Union“ nicht über ein mögliches schwarz-grünes Bündnis nach der Bundestagswahl gestritten wird. Das ist kurzsichtig und macht sich langsam auch in den Umfragen bemerkbar.

Angezettelt wird der Streit stets von demselben: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schließt geradezu obsessiv ein solches Bündnis aus. Er schadet damit CDU-Chef Friedrich Merz, der die Frage nach einem Bündnis nach der Wahl gern offen lassen würde, also keinen Lagerwahlkampf will. Langsam erinnert der Streit an ein bekanntes Stück aus dem Jahr 2021: Auch damals schoss sich Söder gegen den Unions-Kandidaten Armin Laschet ein und schadete der Union insgesamt damit.

Hat Söder ein ganz eigenes bayerisches Motiv?

Merz soll zu Söder mit Blick auf Laschet gesagt haben: „Markus, das machst du mit mir nicht.“ Gefruchtet hat dies offenbar nicht. Über die Motive Söders darf gerätselt werden. Ist es, weil der Bayer sich bei der Frage nach der Kanzlerschaft schon immer für den Besten gehalten hat, also gekränkter Stolz? Oder gibt es doch ein Kalkül hinter den Querschüssen? Wenn ja, ist es ein sehr bayerisches. Söder hofft, mit seinem Anti-Grünen-Kurs die konservativen „Freien Wähler“ in Bayern klein zu halten, mit denen er gleichzeitig in München koaliert.

Dass Merz die Tür offen hält, während Söder versucht, sie zuzuschlagen, ist jedenfalls kein Rezept für Erfolg, wie die jüngsten Umfragen zeigen. Inzwischen haben CDU/CSU in der „Sonntagsfrage“ leicht verloren, in manchen Umfragen reicht es für Schwarz-Grün rein rechnerisch schon gar nicht mehr.

Söder sollte erklären, was er nach dem 23. Februar will

Trotzdem ist es eine politische Dummheit von Söder, so zu agieren. Zum einen wird es ihn viel Glaubwürdigkeit kosten, sollte er irgendwann nach dem 23. Februar doch gezwungen sein, mit den Grünen zu verhandeln. Beispielsweise weil es rechnerisch gar nicht anders für den Traum vom Kanzleramt reicht. Und vielleicht sollte Söder dann einmal erklären, was er statt Schwarz-Grün anstrebt. Eine olle Groko als Wahlziel? Ernsthaft?! Oder doch gleich ein Bündnis mit der AfD?

Das könnte Sie auch interessieren: SPD macht Kanzleramtschef zum Hamburger Spitzenkandidaten

Und schließlich: Kompromisse zu finden, wird im deutschen politischen System immer schwieriger. Deshalb sollten gerade demokratische Parteien der Mitte flexibel sein, was Bündnisse angeht und bestimmte Konstellationen nicht von vorne herein ausschließen. Sonst haben die Zerstörer des Systems noch einfacheres Spiel, als sie sowieso schon haben. Aber das scheint Söder egal zu sein.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp