Streichung wegen Schuldenpaket? Finger weg von unseren Feiertagen!
Die Deutschen sollen mehr arbeiten! Diese Forderung erhob u.a. CDU-Chef Friedrich Merz im Wahlkampf. Wegen des neuen Schuldenpakets für Infrastruktur und Verteidigung übersetzen Ökonomen diese Aussage nun in eine konkrete Forderung: Ein bundesweiter Feiertag soll gestrichen werden, um mehr Geld in die Staatskasse zu spülen. Aber das ist eine schlechte Idee!
Unter anderem die „Wirtschaftsweise“ Monika Schnitzer und Clemes Fuest vom ifo-Institut befürworten die Streichung eines der bundesweit nur neun gemeinsamen Feiertage. Die Überlegung: Das steigert die Wettbewerbsfähigkeit, der Staat nimmt zudem mehr Einkommenssteuer ein und durch erhöhten Konsum steigt auch die Umsatzsteuer. Das hilft mittelfristig, besser mit dem neuen Schuldenberg umzugehen.
Die Idee der Streichung von Feiertagen ist nicht ganz neu
Tatsächlich ist die Idee nicht ganz neu. 1994 wurde der Buß- und Bettag Anfang November als bundesweiter Feiertag abgeschafft, um die gesetzliche Pflegeversicherung zu finanzieren – diese ist heute trotzdem dick in den roten Zahlen. In Dänemark wurde erst im vorigen Jahr ein Feiertag gestrichen, um mehr Geld für die Verteidigung zu haben. Das brachte 400 Millionen Euro zusätzlich an Steuern.
Doch in Deutschland ist das nicht so einfach: Die Bundesländer haben zwischen 13 (Bayern, Baden-Württemberg) und neun Feiertagen (z.B. Bremen, Hamburg: zehn). Da wäre Streit in jedem Fall programmiert. Motto: Sollen doch erstmal die Bayern ein, zwei Feiertage streichen.
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Vor allem auf psychologischer Ebene wäre die Streichung eines Feiertags wohl fatal. Schon heute haben viele Beschäftigte in der Pflege, in Kitas, Schulen oder Krankenhäusern das Gefühl, am Limit zu arbeiten. Überall fehlt es an Personal. Ein weiterer Arbeitstag erhöht da einfach nur den Stress. Von wegfallenden möglichen Feiertagszuschlägen ganz zu schweigen.
Es gibt einen besseren Weg als die Brechstange
Es gibt einen besseren Weg, als einfach mit der Brechstange einen Feiertag abzuschaffen: die wirtschaftlichen Potenziale heben, die es in der Gesellschaft noch gibt. Ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung geht vor der Regelsaltersgrenze in Rente. Viele davon ließen sich sicher motivieren, noch länger zu arbeiten. Und auch in den jüngeren Generationen arbeiten viele nur noch in Teilzeit. Viele Frauen tun dies nicht einmal freiwillig. Sie machen es beispielsweise, weil nicht ausreichend Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung stehen.
Solange diese Potenziale für Mehrarbeit nicht durch staatliche Anreize gehoben werden, gilt ganz sicher: Finger weg von unseren Feiertagen!
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