Umfragetief für Harris: Mit Krawall ist Trump nicht beizukommen
Die Demokraten in den USA werden nervös: In den jüngsten Umfragen holt der Republikaner Donald Trump gegenüber der demokratischen Vize-Präsidentin Kamala Harris immer mehr auf. Diese wechselt nun die Strategie und setzt ihrerseits auf persönliche Angriffe. Das ist riskant, denn in dieser Kategorie ist Trump tatsächlich unübertroffen.
Laut einer Umfrage des „Wall Street Journals“ liegt Trump landesweit bei 47 Prozent Zustimmung, Harris kommt nur noch auf 45 Prozent. Das hat noch nicht viel zu sagen, denn zum einen liegen die Abstände innerhalb des statistischen Fehlerbereichs und außerdem entscheidet sich die Wahl in einzelnen Swing-States und eben nicht auf Landesebene. Aber die Tendenz ist klar: Das „sugar high“ von Harris nach ihrer Nominierung ist vorbei, sie verliert an Zustimmung.
Thema Abtreibung zieht nicht so gut wie Migration
Das ist ein erster Beleg dafür, dass eines von Harris Hauptthemen – die Abtreibungsfrage – nicht so sehr mobilisiert wie Trumps Hauptthema: die Migration. Denn Harris selbst hat sich in ihrem Auftreten bisher wenig vorzuwerfen. Anders als Hillary Clinton 2016 hat Harris keine Skrupel, nahbar und persönlich zu wirken und dazu Biografisches mit Programmatischem zu vermischen. Ihre Scharfzüngigkeit und Furchtlosigkeit hat sie unter anderem mit einem Interview bei Trumps Haussender „Fox News“ unter Beweis gestellt.
Doch nun verlegt sich Harris – ähnlich wie Trump – vor allem auf persönliche Angriffe. Sie bezeichnete ihren Konkurrenten als „zunehmend instabil“ und die Frage, ob sie Trump als Faschisten bezeichnen würde, bejahte sie deutlich. US-Präsident Joe Biden sprach dann noch davon, man müsse Trump eigentlich einsperren. All dies ist ohne Zweifel richtig. Trotzdem ist es fraglich, ob diese Art der Konfrontation hilfreich ist.
Eine Schlammschlacht kann Harris nur verlieren
In Polen hatte sich kürzlich Donald Tusk gegen eine rechtspopulistische Regierung durchgesetzt. Er verfolgte die Strategie, auf jegliche Provokationen der Gegenseite nicht einzugehen und stattdessen ausschließlich ein positives Zukunftsbild zu zeichnen. Er hatte damit Erfolg. Polen ist zwar nicht 1:1 mit den USA zu vergleichen, aber ein Fingerzeig ist es allemal.
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Denn sollte sich Harris „auf den letzten Metern“ mit Blick auf die Umfragen nun auf eine persönliche Schlammschlacht mit Trump einlassen, würde sie den Kürzeren ziehen – Trump beleidigt einfach effektiver, kreativer und spektakulärer. Und die entscheidenden unentschlossenen Wechselwähler lassen sich so wohl auch nicht gewinnen. Harris sollte es also bei ihren bisherigen Bemerkungen zur Person Trump belassen und sich darauf konzentrieren ihre eigene Botschaft rüberzubringen. Sonst droht Harris – und mit ihr weiten Teilen der westlichen Welt – am 5. November ein böses Erwachen.