• Da verstanden sie sich noch gut: Jörg Meuthen (v.l.) und Andreas Kalbitz (beide AfD) im Sommer 2019
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Meuterei gegen Meuthen?: AfD-Parteichef sucht Konfrontation mit rechtem Flügel

Berlin –

Blüht AfD-Parteichef Jörg Meuthen das gleiche Schicksal wie seinen Vorgängern Bernd Lucke und Frauke Petry? Nach dem Rauswurf des Vorstandsmitglieds und völkischen Nationalisten Andreas Kalbitz droht nun ein offener Machtkampf in der Partei. Meuthen will den auf einem Sonderparteitag entscheiden.

Die Parallelen sind so augenscheinlich – normalerweise dürfte es das gewesen sein mit dem Parteivorsitz von Meuthen. Sowohl Lucke als auch Petry waren innerparteilich zunächst scharf von rechts überholt und dann sprichwörtlich von der Fahrbahn gedrängt worden. Beide verloren ihren Parteivorsitz, sind nicht mehr Mitglied der Partei. Wer sich in der AfD mit dem rechten Flügel anlegt, der zieht normalerweise den Kürzeren! Auch Meuthen droht nun einen Meuterei.

Offiziell ist das innerparteiliche Gebilde „Flügel“ zwar aufgelöst. Zu groß war die Angst, als Gesamtpartei auch vom Verfassungsschutz beobachtet zu werden. Die handelnden Personen, allen voran Björn Höcke und eben der Brandenburgische Fraktionschef Kalbitz, sind aber weiterhin präsent.

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Am 15. Mai wurde nun Kalbitz‘ Parteimitgliedschaft annulliert, maßgeblich vorangetrieben hatte das Ganze Parteichef Meuthen. Die Begründung für den Rauswurf, den der Bundesvorstand knapp mehrheitlich beschlossen hatte: Kalbitz habe bei seinem Aufnahmeantrag 2013 betrogen und  frühere Mitgliedschaften bei den Republikanern und bei der als rechtsextrem eingestuften „Heimattreuen Deutschen Jugend“ verschwiegen.

Großer Showdown auf AfD-Bundesparteitag?

Zunächst wurde dieser Schachzug als Erfolg Meuthens bewertet. Allerdings: Die Brandenburgische AfD-Fraktion wehrte sich. Die Abgeordneten beschlossen, Kalbitz als Fraktionsmitglied ohne Parteimitgliedschaft zu halten. Außerdem forderten sie einen Sonderparteitag, um die Bundesspitze neu zu wählen. Eine offene Rebellion! Auch Parteivize Stephan Brandner sprach sich für einen Bundesparteitag aus, auf dem alle Vorstandsmitglieder ihre Kalbitz-Entscheidung erklären sollen.

Meuthen scheint nun in die Offensive zu gehen. In einem Interview mit dem Magazin „Cicero“ sagte er, dass er sich einen Sonderparteitag selbst sehr gut vorstellen könne, um die Mehrheitsverhältnisse zu klären. Er sucht also selbst den Showdown! Allein: Er könnte sich gehörig verspekuliert haben. Nicht nur die Ost-Verbände der Partei stehen gegen ihn, sondern auch die mächtigen AfD-Granden Alexander Gauland, Alice Weidel und Björn Höcke. Ein weiterer Rechtsruck der einstigen Anti-Euro-Partei scheint bevorzustehen.

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