Mitten im Corona-Epizentrum: Italienisches Dorf gibt den Experten jetzt Rätsel auf
Ferrera Erbognone (Italien) –
In keinem anderen Land der Welt sind bisher so viele Menschen an den Folgen des Coronavirus gestorben wie in Italien. Gerade die Lombardei, eine Region im Norden des Landes, ist besonders stark betroffen.
Doch genau hier wirft eine kleine Gemeinde Rätsel auf und erlangt plötzlich ein nie dagewesenes Interesse.
Ferrera Erbognone: Das Dorf ohne Infizierte
Nur knapp 50 Kilometer südwestlich von Mailand liegt das beschaubare Städtchen Ferrera Erbognone. Damit liegt die Gemeinde mitten im Epizentrum des Coronavirus in Italien. Umso erstaunlicher ist es, dass ausgerechnet hier noch kein einziger Fall eines Bewohners nachgewiesen werden konnten.
Etwa 1000 Einwohner wohnen in dem Ort, der fast den Eindruck erweckt, als sei er gegen das neuartige Coronavirus immun. Hat die Bevölkerung etwa besondere Antikörper im Blut oder arbeitet ihr Immunsystem einfach anders? Diesem Phänomen wollten Wissenschaftler nun nachgehen.
Ferrera Erbognone: Bürgermeister sucht freiwillige Blutspender
Bürgermeister Giovanni Fassina sieht in dieser Tatsache aber nicht nur einen bloßen Zufall. Wie er in einem Fernsehinterview erklärt, läge es auch daran, „dass sich die Menschen strikt an die Ausgangssperre und an die Anordnung, jeglichen sozialen Kontakt zu vermeiden, von Anfang an gehalten haben.“ Zudem sei die Sensibilität sehr hoch, da viele Einwohner über 60 Jahre alt seien.
Um jedoch endgültige Klarheit zu erlangen, ob es sich um einen Glücksfall handelt oder, ob die Bewohner vielleicht tatsächlich besondere Antikörper besitzen, beschloss der Bürgermeister gemeinsam mit dem Krankenhaus und dem Forschungsinstitut Mondino in Pavia ein Projekt.
Wie die italienische Zeitung „La Republicca“ berichtete, wollte Fassina das Blutbild der Bürger untersuchen lassen, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Freiwillige konnte sich bei Ihm melden und in eine Liste eintragen lassen.
Ferrera Erbognone: Regionalverwaltung stoppt Projekt
Am Dienstag sei dann allerdings die Gesundheitsbehörde der Lombardei eingeschritten und habe das Vorhaben gestoppt, wie die „Republicca“ meldet. Das Institut in Pavia sei nicht dazu befugt Corona-Studien durchzuführen. Somit bleibt das Rätsel um das beschauliche Dorf und seine Einwohner, die dem Virus trotzen, vorerst ungelöst.
In Italien haben sich seit Beginn der Pandemie bereits mehr als 100.000 Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert, mehr als 40.000 davon alleine in der Lombardei. Etwas mehr als 12.000 Leute sind in Italien an der Folgen der Krankheit Covid-19 gestorben.
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Auch wenn die Zahlen der Todesfälle pro Tag aktuell zurückgehen, hat die italienische Regierung laut dpa die strengen Ausgangsbeschränkungen der Corona-Krise bis zum 13. April verlängert. Ursprünglich galten diese nur bis zum 3. April. (cho)