Das Kreuzfahrtschiff „Aidacosma“ liegt im Hafen. (Archivfoto)
  • Das Kreuzfahrtschiff „Aidacosma“ liegt im Hafen. (Archivfoto)
  • Foto: picture alliance/dpa/Sina Schuldt

Nabu: Klimaschutz in der Kreuzfahrtbranche „oft nur Lippenbekenntnis“

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) erkennt zwar Fortschritte beim Umwelt- und Klimaschutz in der Kreuzfahrtbranche – doch immer noch täten die Reedereien „viel zu wenig“. So fahren die meisten Schiffe weiterhin mit dem billigen, aber giften Schweröl, monierte der Nabu in seinem aktuellen Kreuzfahrtranking. Nur wenige wirklich zukunftstaugliche Projekte seien in Planung und Umsetzung.

Am besten schnitt im Ranking von 19 Reedereien Hurtigruten Norway ab – erreichte jedoch gerade die Hälfte der möglichen Punkte, wie der Nabu am Dienstag mitteilte.

Der norwegische Anbieter sowie Hapag-Lloyd Kreuzfahrten und Ponant aus Frankreich punkten demnach zwar mit Schwerölausstieg und Landstrom, pro Person hätten die Expeditionsschiffe aber keine gute Umweltbilanz.

Klimaschutz: Kreuzfahrtschiffe fahren mit weniger Passagieren an Bord

Das liege daran, dass hier häufig viel weniger Passagiere an Bord seien. Hinzu komme, dass eine Expeditionskreuzfahrt oft mit einem Flug ans andere Ende der Welt einhergehe und zudem in ökologisch besonders sensiblen Gebieten stattfinde.

Unter den ersten fünf im Nabu-Ranking sind die drei deutschen Unternehmen Aida, Hapag-Lloyd Kreuzfahrten und TUI Cruises. Sie könnten „insbesondere für Maßnahmen auf großen und sehr großen Schiffen als Vorreiter gelten“, lobte der Nabu. TUI Cruises habe ein Schiff in Auftrag gegeben, das mit klimaneutral erzeugtem Methanol betrieben werden soll. Andere Reedereien nutzten Batterien und Brennstoffzellen – bisher aber nur als kleine Ergänzungen zum Verbrennungsmotor.

„Die bisher zaghaften Projekte hin zu mehr Klimafreundlichkeit müssen zeitnah im größeren Maßstab umgesetzt werden“, forderte der Nabu. Von vielen Unternehmen kämen vor allem schöne Worte und Ankündigungen: „Umwelt- und Klimaschutz bleiben oft nur Lippenbekenntnisse“.

Das sind die Forderungen der Umweltschutzorganisation

Zur schnelleren Umsetzung forderte die Umweltschutzorganisation den „sofortigen“ Ausstieg aus dem Schweröl und Null-Emissionen für alle neuen Schiffe als Standard. Die Politik soll entsprechende Vorgaben machen.

Kreuzfahrtexperte Sönke Diesener sagte, der erste Platz von Hurtigruten zeige, „dass strenge Regulierung hilft“. Norwegen habe seit 2007 strikte Stickoxidvorgaben; bestimmte Fjorde dürften künftig nur noch mit Null-Emissions-Schiffen befahren werden.

Das könnte Sie auch interessieren: Drohnenshow und mehr als 100.000 Gäste: Hamburg Cruise Days feiern Höhepunkt

„Für uns heißt das, wir brauchen flächendeckend strengere Gesetze, um in der gesamten Branche eine vergleichbare Entwicklung zu forcieren.“ Dazu zählten ein generelles Schwerölverbot, eine Landstrompflicht und eine Quote für die Verwendung synthetischer Kraftstoffe. Auch die großflächige Ausweisung von Null- und Niedrig-Emissionsgebieten auf See fordert der Nabu.

Am Liegeplatz im Hafen könne „schon heute“ Emissionsfreiheit erreicht werden: Die Schiffe werden an Strom vom Land angeschlossen, die Motoren bleiben aus. Doch kaum ein Schiff nutze die Möglichkeit, beklagte Malte Siegert, Nabu-Vorsitzender in Hamburg: „Für Millionen Steuergelder sind Landstromanlagen errichtet worden – in Hamburg schon 2016. Doch kaum einer der rund 50 Hamburg anlaufenden Luxuslinern nimmt ihn ab.“ (dpa)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp