„Beschämend“: Händler verkaufen gefälschte Corona-Impfpässe über Telegram
Frankfurt –
Im Internet werden gefälschte Impfpässe verkauft, das zeigen Recherchen von „Report Mainz“. Das Deutsche Rote Kreuz und die Stadt Frankfurt wollen Anzeige erstatten.
Nach Recherchen des ARD-Politikmagazins „Report Mainz“ werden im Messengerdienst Telegram in mehreren Chatgruppen gefälschte Impfpässe zum Kauf angeboten.
Gefälschte Impfpässe auf Telegram verkauft
Die Pässe werden mit Fotos beworben, auf denen Stempel, Unterschrift und Aufkleber mit Chargennummern zu sehen sind. Dem Stempel nach wurden die Impfpässe angeblich in großen deutschen Impfzentren wie Bonn, Frankfurt, Augsburg, Düsseldorf oder München ausgestellt. Laut „Report Mainz“ sind die Fälschungen kaum von den Originalen zu unterscheiden.
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Den Journalisten ist es gelungen, einen der Händler ausfindig zu machen, berichtete auch „tagesschau.de“. Der Händler prahlt mit seinem gut laufenden Verkauf. An einem Tag sei er mehr als 30 gefälschte Impfpässe losgeworden, seine Kunden kämen aus ganz Deutschland. Der Stückpreis liegt bei 150 Euro – doch er biete auch Mengenrabatt an: Zwei Impfpässe für 200 Euro, zehn für 125 Euro das Stück. Es handelt sich um gewerbsmäßigen Betrug.
Gegen Hersteller, Händler und Käufer von Impfpässen wird ermittelt
Als die Journalisten von „Report Mainz“ den Verantwortlichen des Impfzentrums Frankfurt die gefälschten Impfausweise vorlegten, waren diese geschockt. Der städtische Leiter, Michael Heiland, sagte: „Ich habe mir nicht vorstellen können, dass es so was gibt.“ Benedikt Hart, Leiter des Impfzentrums von Seiten des Deutschen Roten Kreuzes, wusste ebenfalls nicht, dass die gefälschten Impfpässe als Originale aus dem Frankfurter Impfzentrum gehandelt werden. „Das ist beschämend, das ist furchtbar, ich kann es gar nicht fassen, ich bin sprachlos.“
Beide erkannten die gefälschten Impfpässe sofort – aufgrund der Stempel. Jeder Arzt im Impfzentrum hat einen eigenen Stempel, mit einer nur ihm zugeteilten Nummer, die das Impfzentrum nicht verlasse. Doch Beamte, die so einen Impfpass kontrollieren, könnten den Betrug nicht erkennen.
Das Landeskriminalamt Hessen erklärte auf Nachfrage von „Report Mainz“, man habe den Handel mit gefälschten Impfbescheinigungen im Fokus und werde „selbstverständlich strafrechtlich ermitteln“. Denn sowohl das Herstellen, das Verkaufen, aber auch die Nutzung solcher gefälschten Gesundheitszeugnisse sei strafbar. (vd)