„Ein Mann, der um sein Leben fleht“ : Floyd-Prozess: Augenzeugin bricht in Tränen aus
Mnneapolis –
Ihr Handy-Video ging um die Welt: Im Prozess um den Tod von George Floyd hat die Teenagerin ausgesagt, die den brutalen Polizeieinsatz damals filmte. Bei ihrer Aussage bricht sie in Tränen aus. Doch nicht nur ihr Bericht ist herzzerreißend.
Der weiße Polizist Derek Chauvin kniet fast neun Minuten auf dem Hals des Schwarzen George Floyd. Dieser fleht die Beamten immer wieder an, von ihm abzulassen, da er nicht atmen könne. Die heute 18-jährige Darnella Frazier hat den Todeskampf Floyds in einem Video dokumentiert. Nun sagt sie neben weiteren Zeugen im Prozess gegen den mutmaßlich für Floyds Tod verantwortlichen Polizisten aus.
Floyd-Prozess: Augenzeugin bricht in Tränen aus
Sie sei mit ihrer jüngeren Cousine zu einem Kiosk gegangen, als sie auf den Polizeieinsatz vor dem Laden aufmerksam geworden sei, erzählt Frazier. Die jüngere Cousine habe sie daraufhin in das Geschäft geschickt, da sie nicht gewollt habe, dass die Kleine „einen verängstigten Mann, der um sein Leben fleht“ sehe, sagt die Zeugin unter Tränen.
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Auf die Frage, wie der Vorfall ihr Leben verändert habe, sagt sie: „Es ist nicht das, was ich hätte tun sollen“. Sie bedauere, dass sie Floyds Leben nicht habe retten können.
Bei dem Kiosk, zu dem sie wollte, handelt es sich um das Geschäft, in dem Floyd zuvor angeblich mit einem gefälschten 20-Dollar-Schein hatte bezahlen wollen. Der Ladenbesitzer hatte daraufhin die Polizei gerufen, doch der Einsatz eskalierte.
Polizei-Einsatz: Augenzeuge spricht von Mord
Neben der 18-Jährigen Frazier kamen auch weitere Augenzeugen vor Gericht zu Wort und schilderten ihre Eindrücke. Zu ihnen gehörten auch eine Angestellte aus der Notrufzentrale von Minneapolis und ein weiterer Spaziergänger, der den Polizeieinsatz beobachtete. Auch Fotos und Videos des Vorfalls zeigten die Ankläger.
„Ich denke, ich habe einen Mord gesehen“, sagte der Augenzeuge Donald Williams, ein 33-jähriger professioneller Kampfsportler. „Also habe ich wegen der Polizei die Polizei gerufen.“ Das Vorgehen der Polizisten habe ihn an Wrestlingtechniken erinnert, mit denen man den Gegner ohnmächtig mache. „Man kann sehen, wie seine Augen langsam nach hinten rollen“, sagt Williams über Floyd. „Man sieht, dass er nach Luft schnappt.“
Chauvins Verteidiger plädieren auf unschuldig
Die genauen Schilderungen der Augenzeugen sind wichtig, da die Ankläger erreichen wollen, dass der Polizist Chauvin unter anderem wegen Mordes zweiten Grades verurteilt wird. Im Eröffnungsstatement des Staatsanwalts hieß es, dass Chauvin gegen den unbewaffneten Floyd „exzessive“ und unverhältnismäßige Gewalt eingesetzt und damit seine Pflichten als Polizist verletzt habe.
Bei einer Verurteilung drohen Chauvin bis zu 40 Jahre Haft. Seine Verteidiger plädieren hingegen auf unschuldig, Chauvin habe sich lediglich an die Richtlinien seiner Polizeiausbildung gehalten. Die wütenden Passanten hätten die Polizisten abgelenkt. Deswegen hätten sie Floyds Zustand nicht ausreichend kontrolliert. (vd)