„Hähnch*Innen-Filet“: Warum Friedrich Merz jetzt das Gendern verbieten lassen will
Berlin –
CDU-Politiker Friedrich Merz will die gendergerechte Sprache verbieten lassen. Nachdem er sich immer wieder kritisch bis hämisch über das Gendern geäußert hat, lobt er nun die Franzosen, die das Gendern verboten haben – und ein „besseres Feingefühl für den kulturellen Wert ihrer sehr schönen Sprache“ hätten.
Im Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ hat sich der Lobbyist und CDU-Politiker Friedrich Merz für ein Verbot der gendergerechten Sprache ausgesprochen. Er fragte, wer „zum Beispiel Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern das Recht“ gebe, „Prüfungsarbeiten auch danach zu bewerten, ob die Gender-Sternchen verwendet werden oder nicht“ und wer „Nachrichtenmoderatorinnen und -moderatoren das Recht“ gebe, „in ihren Sendungen einfach mal so eben die Regeln zur Verwendung unserer Sprache zu verändern“.
„Kleine Gruppe von Leuten will deutsche Sprache verändern“
Seiner Ansicht nach maße sich „eine kleine Gruppe von Leuten eigenmächtig an, den Gebrauch der deutschen Sprache zu verändern“, während die „Mehrheit der Menschen“ die Gendersprache ablehne, aber „gerade in gesellschaftlich verantwortungsvollen Positionen“ könne das „nicht jeder so machen, wie er das vielleicht gerne hätte“.
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Stattdessen solle man sich ein Beispiel an Frankreich nehmen, wo das Gendern allen staatlichen Institutionen untersagt sei. „Die Franzosen haben offenbar ein besseres Feingefühl für den kulturellen Wert ihrer sehr schönen Sprache“, so Merz zum „Spiegel“.
Friedrich Merz macht sich über gendergerechte Sprache lustig – und erntet Kritik
Vor einer knappen Woche hatte der CDU-Politiker bereits mit einem Tweet für Aufsehen gesorgt, in dem er die gendergerechte Sprache ins Lächerliche zog. „Grüne und Grüninnen? Frauofrau statt Mannomann? Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Mutterland? Hähnch*Innen-Filet? Spielplätze für Kinder und Kinderinnen?“, fragte er dort spöttisch und fügte hinzu: „Wer gibt diesen Gender-Leuten eigentlich das Recht, einseitig unsere Sprache zu verändern?“
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Für den Tweet hagelte es reichlich Kritik. Die Autorin Sophie Passmann etwa schrieb: „Der Witz war 2008 ganz lustig und damit sind Sie sich selbst im Vergleich zu Ihrem restlichen Weltbild weit voraus.“ Die Europaabgeordnete Katrin Langensiepen (Grüne) erklärte: „Es schMERZt“.
CDU-Politiker Friedrich Merz äußerte sich zuvor bereits ähnlich
Zuvor hatte Merz sich auf dem Nominierungsparteitag im Hochsauerlandkreis ähnlich geäußert. Laut vorab verbreitetem Redemanuskript sagte er außerdem: „Wir werden niemandem erlauben, Meinungsfreiheit an Schulen und Universitäten einzuschränken, und wir sagen auch klar, dass wir in dieser Zeit andere Herausforderungen sehen, als uns damit zu beschäftigen, die Mohrenstraße umzutaufen oder Universitätsarbeiten schlechter zu bewerten, weil die oder der ,Zuprüfende‘ die „Gender***“ nicht richtig gesetzt hat.“ Der CDU-Kreisverband wählte den 65-jährigen Merz in einer Kampfabstimmung zum Direktkandidaten für den Wahlkreis. (prei)