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„MrWissen2Go“: Reichsflagge & Co.: Ist dieser YouTuber der bessere Lehrer?

Jugendliche schauen sich immer häufiger freiwillig Wissensvideos auf YouTube an. Die Gründe dafür: Der Schulunterricht wird als unverständlich und trocken angesehen, die Lehrmethoden als veraltet. Aber auch Lehrkräfte nutzen Wissenskanäle immer häufiger im Unterricht oder als Unterrichtsersatz.

Davon haben die Betreiber solcher Kanäle vor allem in der Zeit der coronabedingten Schulschließungen profitiert. Einer von ihnen ist Mirko Drotschmann. Der 34-Jährige ist gelernter Journalist, studierte Geschichte und Kulturwissenschaften, volontierte beim SWR und arbeitete für verschiedene Radio- und TV-Formate.

Seinen YouTube-Kanal „MrWissen2Go“ startete Drotschmann im Jahr 2012 als Nachhilfekanal für klassische Lehrplanthemen im Fach Geschichte. Bald konzentrierte er sich vor allem auf aktuelle gesellschaftliche und politische Auseinandersetzungen, gründete später seinen zweiten Kanal „MrWissen2Go Geschichte“. Seit September 2017 gehören beide Plattformen zu funk.

Wissens-YouTuber: „Zugriffszahlen haben sich in Corona-Zeit teilweise verdoppelt“

Auf seinem Hauptkanal hat der 34-Jährige mittlerweile über 1,3 Millionen Abonnenten. Das lässt sich auch auf die Zeit der coronabedingten Schulschließungen zurückführen. „Im April und Mai haben sich unsere Zugriffszahlen teilweise verdoppelt. Wir haben etliche Zuschriften von Lehrkräften bekommen, die unsere Videos genutzt haben, um den versäumten Unterrichtsstoff aufarbeiten zu lassen. Sie waren einfach überfordert und haben keine andere Möglichkeit gesehen.“

Lehrer nutzen YouTube-Videos immer häufiger im Unterricht

Aber auch außerhalb der Schulschließungen machen einige Lehrerinnen und Lehrer gern Gebrauch von den aufwendig recherchierten Videos. „Seit fast drei Jahren nutze ich die Beiträge (von MrWissen2Go) zur eigenen Vor- und Nachbereitung, zum Einsatz im Unterricht, zum Wiederholen und Vertiefen“, schreibt ein Lehrer auf dem Instagram-Account von funk.

YouTube Lernvideos

Nicht nur in Corona-Zeiten: Fast die Hälfte der deutschen Schülerinnen und Schüler betrachtet YouTube als wichtig bis sehr wichtig für schulische Belange.

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Die Lehrer verwenden Drotschmanns Videos zur Erleichterung ihrer Arbeit, die Schüler als Klausurvorbereitung oder Ersatz für schlechten Unterricht. „Mal wieder in 15 Minuten Video mehr gelernt als in 4 Stunden Geschichtsunterricht“, kommentiert einer auf YouTube.

Umfrage: YouTube-Videos für schulische Belange „wichtig bis sehr wichtig“

Eine nicht ganz ungefährliche Entwicklung, findet Drotschmann, auch wenn die hohe Nachfrage für ihn ein großes Kompliment sei. „Wir brauchen nach wie vor engagierte Lehrkräfte, die auf Nachfragen und individuelle Bedürfnisse der Schüler eingehen können. YouTube kann eine Unterrichtsergänzung sein, aber niemals ein Unterrichtsersatz.“

Laut einer repräsentativen Umfrage des Rates für kulturelle Bildung aus dem Jahr 2019 hält die Hälfte der befragten Schülerinnen und Schüler YouTube-Videos in schulischem Kontext für wichtig bis sehr wichtig. Demnach sind YouTube-Videos bei dieser Gruppe vor allem zur Wiederholung von Inhalten aus dem Unterricht, die nicht verstanden wurden (73 Prozent), sowie für Hausaufgaben und Hausarbeiten (70 Prozent) wichtig bis sehr wichtig.

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Drotschmann berichtet auch von Schülerinnen und Schülern, die versuchen ihn auszunutzen. „Eine Zeitlang habe ich vierzig bis fünfzig Mails am Tag bekommen, in denen ich nach den Lösungen von Hausaufgaben gefragt oder um die Ausarbeitung eines Referates gebeten wurde. Es wurde sogar verlangt, dass ich ganze Hausarbeiten schreibe.“

Deshalb antworte der 34-Jährige nur noch sehr bedingt auf Mails. Schülerinnen und Schülern mit seinen Videos helfen möchte er aber auch in Zukunft. Darüber dürfte sich sicher auch die ein oder andere Lehrkraft freuen.

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