Warum 20 tote Katzen ein Fall für die Weltgesundheitsorganisation WHO sind
Die Ursache für eine Häufung von Todesfällen bei Katzen in Polen ist klar: Die Tiere waren mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 infiziert. Die Weltgesundheitsorganisation ist beunruhigt. Und Katzen in Polen sollen jetzt drinnen bleiben.
In Polen sind mehr als 20 Katzen an einer Infektion mit dem Vogelgrippevirus H5N1 gestorben. Das beunruhigt Halterinnen und Halter sowie die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie hat am Montag in Genf deshalb eine formelle Meldung über den Krankheitsausbruch veröffentlicht. Das soll andere Länder veranlassen, die Überwachung zu verschärfen.
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In Deutschland gibt es nach Angaben des für Tiergesundheit zuständigen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) bislang keine H5N1-Nachweise bei Haustieren.
Aus dem Umfeld der Katzen in Polen hat sich nach vorläufigen Erkenntnissen kein Mensch mit dem Virus angesteckt. Die WHO schätzte das Risiko einer Ansteckung im Allgemeinen als gering, für Tierbesitzer und Tierpflegepersonal als gering bis moderat ein.
Forscher besorgt über mögliches Mutieren der Viren
Die Vogelgrippe zirkuliert seit Jahrzehnten vor allem in Wildvögeln. Die Zahl der Fälle ist zuletzt explodiert. „So viele Fälle bei Wildvögeln hat es nie zuvor gegeben“, so das FLI. Seit 2020 ist die Virusvariante 2.3.4.4b in Umlauf, mit der sich vermehrt auch Säugetiere infizieren. Experten befürchten, dass sich die H5N1-Viren mit der Zeit soweit an Säuger anpassen, dass sich die Tiere – und dann möglicherweise auch Menschen – in großem Stil gegenseitig anstecken. Bislang sind einzelne Ansteckungen bei Menschen bekannt, nicht aber eine Übertragung von Mensch zu Mensch.
„Sporadische Infektionen von Katzen mit dem A(H5N1)-Virus wurden bereits früher gemeldet, aber dies ist der erste Bericht über eine große Anzahl infizierter Katzen in einem großen geografischen Gebiet innerhalb eines Landes“, teilte die WHO mit Blick auf Polen mit.
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In Deutschland seien H5N1-Viren zwar nicht bei Haustieren, aber unter anderem bei wildlebenden Füchsen gefunden worden, so das FLI auf Anfrage. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass sich Tiere gegenseitig angesteckt haben. „Jeder Fall ist bislang ein Einzelfall, der aufgrund eines Kontaktes mit verschiedenen Wildvögeln zustande gekommen sein muss.“
Da das Virus auch in Deutschland zirkuliert, seien einzelne Infektionen bei Katzen, etwa durch den Kontakt zu erkrankten Wildvögeln, nicht völlig auszuschließen, so das Institut. Hunde hingegen seien nicht besonders anfällig für Vogelgrippeviren.
Erste Berichte zu tödlicher Katzenkrankheit im Juni
In Polen waren erste Berichte über eine rätselhafte tödliche Krankheit bei Katzen Mitte Juni in einem Tierärzte-Forum aufgetaucht. Zu den Symptomen gehören Steifheit der Gliedmaßen, Atemnot, Krämpfe und epileptische Anfälle. Ende Juni gab das Hauptveterinäramt bekannt, dass in neun von elf untersuchten Proben verendeter Katzen das Vogelgrippevirus entdeckt worden war. Die infizierten Katzen stammten aus voneinander entfernten Regionen: Danzig (Gdansk) im Norden, Posen (Poznan) im Westen und Lublin im Osten des Landes.
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Die polnischen Behörden empfehlen besorgten Katzenhaltern, ihre Tiere möglichst nicht aus dem Haus zu lassen und nicht in Kontakt mit Wildvögeln und Wildtieren zu bringen. Hat die Katze Auslauf auf dem Balkon, sollte der Boden vorher desinfiziert werden. Eine weitere Empfehlung lautet: Schuhe, die außer Haus getragen wurden, außerhalb der Reichweite von Katzen aufzubewahren.
Vogelgrippe: Polnische Katzen wahrscheinlich bei erkrankten Vögeln angesteckt
Insgesamt hatten die polnischen Behörden 46 Proben von Katzen und eine von einem zuhause gehaltenen Wüstenluchs (Karakal) untersucht. In 29 Proben sei das H5N1-Virus nachgewiesen worden. Wie sich die Katzen infiziert haben, ist bislang unbekannt. Möglich sei, dass sie Kontakt mit infizierten Vögeln hatten, so die WHO.
Das Virus wurde aber auch bei Katzen in reiner Haushaltung nachgewiesen. Es gebe Indizien, dass das Virus über das Futter übertragen worden sein könnte, sagte der Virologe Krzysztof Pyrc von der Jagiellionen-Universität Krakau der Zeitung „Gazeta Wyborcza“.
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„Nach den aus Polen vorliegenden Informationen gibt es dort keinen Hinweis auf eine Übertragung von Katze zu Katze oder von Katze zu Mensch“, schreibt das FLI. Dennoch sei die Häufung der Fälle genau zu verfolgen.
Die bisher bei den Katzen beobachteten genetischen Anpassungen des Virus seien vergleichbar mit den bereits seit langem bekannten Veränderungen, die eine verbesserte Virusvermehrung im Säugetierwirt zulassen, so das FLI. „Weitergehende Mutationen wurden bisher bei den untersuchten Sequenzen in Polen nicht beobachtet.“ (dpa/mp)