Corona-Regeln fallen in Dänemark – worauf die Regierung stattdessen setzt
Während hierzulande das große Zittern vor dem Herbst und der nächsten Corona-Welle herrscht, treten unsere dänischen Nachbar:innen schon bald in die post-pandemische Zeit ein – und schaffen ab dem 10. September die Corona-Regeln ab. Worauf die Regierung stattdessen setzt.
Die Pandemie sei unter Kontrolle. Das erklärte der dänische Gesundheitsminister Magnus Heunicke am vergangenen Freitag. Dänemark definiert Covid-19 fortan nicht mehr als Pandemie, die in einem hohen Grad die Gesundheit der Bevölkerung bedroht. „Wir haben rekordhohe Impfraten. Daher können wir zum 10. September einige der Sonderregeln, die wir im Kampf gegen Covid-19 einführen mussten, fallenlassen“, so Heunicke.
Dänemark: Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 116
Für die Dänen bedeutet das, dass sie keinen „Corona-Pass“ (Impf- oder Genesennachweis oder negatives Testergebnis) mehr vorzeigen müssen, wenn sie Restaurants, Nachtclubs oder größere Veranstaltungen besuchen wollen. Ein Mund-Nasen-Schutz muss schon länger nicht mehr getragen werden. Für deutsche Einreisende gilt jedoch: Wer nicht geimpft oder genesen ist – und nicht aus der Grenzregion in Schleswig-Holstein kommt – muss sich nach der Einreise künftig auf das Virus testen lassen und darf nur mit einem negativen Testergebnis einreisen.
Doch wie kann Dänemark einfach quasi selbst die Pandemie abschaffen – und wie lautet die künftige Strategie? Immerhin liegt die Sieben-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner derzeit bei 116,8. Die Jüngeren stecken sich immer häufiger an – vor allem weil es in dieser Gruppe den höchsten Anteil an Ungeimpften gibt. Und: Auch Impfdurchbrüche sind mittlerweile kein seltenes Phänomen mehr, Virusmutationen könnten im nahenden Herbst und Winter erneut auftreten.
Dänemark: Bereits 80 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahre geimpft
Die dänische Regierung setzt, wie Heunicke in seiner Erklärung zur Abschaffung der Regeln bereits durchblicken ließ, auf das Impfen. Immerhin: In Dänemark sind 80 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahre vollgeimpft. Unter den besonders gefährdeten Gruppen – Senioren und Pflegekräften etwa – sei die Quote noch höher, so Heunicke.
Die Regierung geht davon aus, dass das Fünf-Millionen-Einwohner-Land am Ende eine Impfquote von 90 Prozent erreichen wird. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Impfquote derzeit bei knapp 60 Prozent. Die Hospitalisierungs- und Sterberaten sind allerdings derzeit bei den dänischen Nachbar:innen wesentlich höher als in Deutschland.
Ein weiterer Faktor: das dänische Gesundheitssystem. Es wird nicht nur viel häufiger getestet als in Deutschland, sondern die örtlichen Gesundheitsbehörden können Infektionsketten mit digitalen Methoden genauer nachverfolgen. Seit August nehmen die dänischen Behörden etwa systematisch Tests in den Abwasserkanälen vor, um frühzeitig den Infektionsverlauf in der Bevölkerung erahnen zu können.
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Trotz neuer, zurückgewonnener Freiheiten: Der dänische Gesundheitsminister Heunicke räumt immerhin ein, dass die Pandemie nicht überstanden sei. „Die Regierung wird nicht zögern, schnell zu handeln, wenn die Pandemie wieder wichtige Funktionen in unserer Gesellschaft bedroht.“ Insofern wird sich zeigen, ob es eine alte Normalität auf Zeit wird oder nicht.