Anleger bibbern: Krypto-Börse FTX ist pleite – und sorgt für Bitcoin-Beben
Sam Bankman-Fried gilt als Gesicht des globalen Kryptobooms, wurde so schnell so reich niemand vor ihm – nun ist seine Börse FTX, an der Digitalwährungen weltweit gehandelt wurden, insolvent. Das schmälerte nicht nur sein eigenes gigantisches Vermögen dramatisch, sondern stürzt die noch junge Branche in eine tiefe Krise.
Schluss, aus, vorbei: Nach mehreren gescheiterten Rettungsversuchen ist es amtlich: Die Kryptobörse FTX ist pleite, Firmengründer Bankman-Fried sei von seinem Posten als Vorstandschef zurückgetreten, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Die Börse für digitale Währungen war in den vergangenen Tagen in Schieflage geraten, weil Kunden Gelder im Milliardenvolumen abzogen hatten. Laut Wertpapieraufsicht der Bahamas, wo FTX seinen Sitz hat, steht die Firma unter anderem unter Verdacht, Kundengelder veruntreut zu haben. Die Liquiditätsprobleme des Unternehmens sind zudem auch einem massiven Einbruch des Kryptosektors im Frühjahr geschuldet.
Krypto-Börse FTX ist insolvent
Der Bitcoin-Kurs, also der älteste aller Digitalwährungen, fiel bereits auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren, auch andere Krypto-Währungen rutschten ab. Am Mittwoch atmeten Anleger kurz auf, als die weltgrößte Krypto-Börse Binance überlegte, FTX zu übernehmen. Der Rückzieher folgte jedoch schnell.
Kunden konnten bei FTX bisher weit über 100 verschiedene Digital-Währungen kaufen und verkaufen. Größte Unterschiede zu herkömmlichen Papierwährungen: Kryptowährungen befinden sich außerhalb der Kontrolle finanzieller Institutionen und Regierungen. Statt eines Scheins in der Hand, wird Guthaben in Form eines Computercodes von einem Teilnehmer zum anderen übertragen. Eine solche Übertragung wird durch eine kryptografisch signierte Transaktion in einer Blockchain, also einer öffentlichen Datenbank, dokumentiert. Vor allem junge Anleger investierten in den vergangenen Jahren im immer weiter wachsenden Krypto-Markt.
Sam Bankman-Fried wurde dabei als schillerndste Figur der Szene – und der jüngeren Wirtschaftsgeschichte gehandelt. Das Vermögen des erst 30-jährige Kaliforniers, der bis vor Kurzem noch als lässiger Finanzguru in Shorts und Shirt auch die Promis mit Bitcoin und Co. noch reicher machte, wuchs in ungeahnte Höhen – schneller reich wurde vor ihm keiner. Doch genauso schnell ging es für Bankman-Fried nun auch bergab: War er vor wenigen Tagen noch rund 16 Milliarden Dollar schwer war, schrumpfte sein Vermögen um 94 Prozent – auf aktuell 991 Millionen Dollar.
Krypto-Anleger haben Angst vor „Lehman-Moment“
Größere Sorgen als Bankman-Frieds Verluste bereitet Kryptoanlegern derzeit jedoch eine mögliche verhängnisvolle Kettenreaktion durch den FTX-Niedergang – Panik vor einem „Lehman-Moment“. Der Sturz der Investmentbank brachte 2008 das Weltfinanzsystem an den Abgrund, es dauerte Jahre, bis sich die Weltwirtschaft von dieser Krise erholt hatte.
Derzeit sind vor allem die Anleger gefährdet, die bei FTX Kryptowährungen deponiert haben. Inwieweit die gesamte Kryptobranche einstürzt, ist noch nicht absehbar. In einem Punkt sind Experten aber sicher: Ein Übergreifen des Falls FTX auf traditionelle Finanzmarktakteure und Banken gilt trotz der Größe der Plattform als unwahrscheinlich, dafür sei das Volumen des Krypto-Marktes zu klein.
Das hier könnte Sie auch interessieren: Deutsche „Krypto-Queen“ nun unter zehn meistgesuchten Verbrechern der Welt
Was die FTX-Krise jedoch vor allem deutlich macht: Im Universum der Kryptowährungen, einem der schillerndsten Finanzmarkt-Phänomene, gibt es kaum Regeln und viele problematische Auswüchse. Zudem machen es Bitcoin und Co. Kriminellen leicht, Geld zu waschen oder Terrorismus geheim zu finanzieren. Die Europäische Union will im nächsten Jahr ein Regelwerk für Kryptowerte verabschieden. (alp)