Bahn-Chaos: Nächster Lokführer-Streik – GDL-Chef mit Schock-Aussagen für Pendler
Die Verhandlungen sind gescheitert, die Friedenspflicht ist vorbei: Die Lokführergewerkschaft GDL hat einen weiteren Streik im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn angekündigt, doch es könnte bald noch schlimmer werden. Worauf sich Fahrgäste jetzt einstellen müssen.
Der Ausstand solle 35 Stunden dauern und im Personenverkehr am Donnerstag um 2 Uhr beginnen, sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Montag. Beim Güterverkehr bereits am Mittwoch um 18 Uhr. Er nannte die Deutsche Bahn „unbelehrbar“.
Deutsche Bahn streikt ab Donnerstag für 35 Stunden
„Wir haben versucht, eine Einigung herbeizuführen, abrückend von den hohen Forderungen und basierend darauf, was wir mit 28 anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen tariflich abgeschlossen haben“, argumentierte er. „Das Management der Bahn benimmt sich, als wären wir eine Bananenrepublik und der Minister schimpft die Gewerkschaft aus.“
In der „Bild am Sonntag“ hatte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) zuvor gewarnt, dass diese Tarifauseinandersetzung zu einem Sicherheitsrisiko werden könne. Denn betroffen von den neuen Streiks wäre besonders die Wirtschaft, das könnte zu Versorgungsengpässen und Störungen von Lieferketten bei der Industrie führen. Auch Kohletransporte in die Kraftwerke und Energieversorger bekämen durch längere Streiks Probleme. „Ich glaube es wirklich nicht“, kommentierte Weselsky diese Aussagen jetzt am Montag aufgebracht.
GDL-Chef will Streiks ohne Ankündigung: „Eisenbahn kein zuverlässiges Verkehrsmittel mehr“
Ist der 35-stündige Streik dann beendet, wird es für Fahrgäste aber kein Aufatmen geben: „Es werden weitere Streiks folgen“, sagte Weselsky – und im Gegensatz zum jetzigen ohne vorherige Ankündigungen. „Sogenannte Wellenstreiks“, präzisierte er. Weder deren Beginn noch deren Länge werde man vorher nennen. „Die Eisenbahn wird damit kein zuverlässiges Verkehrsmittel mehr sein, auch ein Notfallplan wird nicht mehr klappen.“
„Diese sogenannten Wellenstreiks sind eine blanke Zumutung für unsere Fahrgäste“, kommentierte DB-Chef Martin Seiler die Aussagen von Weselsky. „Wir appellieren an die GDL, an den Verhandlungstisch zu kommen und Lösungen zu finden, die im Interesse aller sind.“ Er bezeichnete die Gewerkschaft als stur und egoistisch. „Weil die Lokführergewerkschaft nicht ihre Maximalforderungen bekommt, streikt sie wieder.“
Seit Anfang November verhandeln Bahn und GDL. Schon nach der zweiten Gesprächsrunde erklärte Weselsky die Verhandlungen allerdings für gescheitert – und leitete eine Urabstimmung ein. In dieser stimmten die Gewerkschaftsmitglieder mehrheitlich für unbefristete Streiks. Seit November legte die GDL insgesamt viermal den Fern-, Regio- und S-Bahnverkehr in Deutschland lahm.
Seit Anfang November verhandeln GDL und die Bahn
Den letzten Streik beendete die GDL Ende Januar allerdings überraschend vorzeitig und nahm die Verhandlungen mit der Bahn wieder auf. Seither wurde in Berlin hinter verschlossenen Türen verhandelt, moderiert vom ehemaligen Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU).
Knackpunkt bleibt wohl nach wie vor die GDL-Forderung einer Reduzierung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden pro Woche. „Wir waren bereit, Schritte bei der Arbeitszeitverkürzung zu gehen, die weit über unser letztes Angebot hinausgehen“, sagte Bahn-Chef Seiler vergangenen Donnerstag. „Es ist unfassbar, dass die Lokführergewerkschaft trotzdem vom Tisch aufsteht und damit für die Kunden weitere Streiks drohen. In den letzten vier Wochen hat sich die Lokführergewerkschaft keinen einzigen Millimeter bewegt.“
Weselsky bestätigte, dass die Moderatoren ein Angebot von einer Stunde Arbeitszeitverkürzung plus einer halben Stunde als Wahlmodell angeboten hätten. „Das haben wir nicht akzeptiert.“ Bei anderen Verkehrsunternehmen seien die 35 Stunden schließlich auch möglich gewesen. (aba)