Brennender Frachter: Die Angst vor der Ölpest
Der Anblick für die Urlauber auf den niederländischen Inseln Ameland und Terschelling ist gespenstisch: Dicke Rauchwolken stiegen von dem Autofrachter „Fremantle Highway“ auf. Vor dem Naturparadies tickt eine ökologische Zeitbombe.
Sollte das Schiff kentern oder auseinanderbrechen, besteht die Gefahr einer Ölpest. „Dann könnten große Mengen Öl in die Nordsee geraten und zu einer Ölkatastrophe führen, die das ganze Ökosystem in Gefahr bringt“, warnt der Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack. Eine Verseuchung bedroht vor allem das Wattenmeer. Es gehört zum Weltnaturerbe der Unesco und beherbergt nicht nur Tausende Tier- und Pflanzenarten, sondern ist auch Rastgebiet für Millionen Zugvögel.
Treibstoff, Öl und die geladenen Autos drohen, ins Wasser und auf den Meeresboden zu gelangen. Das Schiff habe 3783 Autos geladen, teilte ein Sprecher der japanischen Reederei Kawasaki Kisen Kaisha in Tokio mit. Die niederländische Küstenwache rechnet damit, dass das Schiff noch tagelang brennt. Auch der Bürgermeister der deutschen Nordseeinsel Borkum befürchtet schwere Umweltschäden. „Das Schlimmste wäre, dass das Schiff sinkt und unkontrolliert Schadstoffe in das Meer gespült werden“, sagte Jürgen Akkermann (parteilos).
Bundesumweltministerin stellt Unterstützung in Aussicht
Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat deutsche Unterstützung bei der Bergung in Aussicht gestellt: „Im Moment müssen die Experten einen Bergungsplan entwickeln. Deutschland wird alles zur Verfügung stellen, was helfen kann“, schrieb die Grünen-Politikerin bei Twitter. Im Deutschlandfunk sagte Lemke, es sei nicht völlig auszuschließen, dass es zu einer Katastrophe kommen könnte. „Es ist gut, dass wir gerade vor kurzem gemeinsam mit den niederländischen Behörden eine Katastrophenübung durchgeführt haben“, sagte die Ministerin. Man sei gut vorbereitet.
Vorsichtige Entwarnung kam inzwischen aus Den Haag: Der zuständige Minister hält die Gefahr einer Ölpest für die Inseln und Küsten zur Zeit für gering, wie er sagte. Sollte Öl aus dem Frachter ausströmen, würde es sich Richtung Norden in die offene See verbreiten, teilte Minister Harbers dem Parlament mit. Die Vorhersagen für Wind und Strömung seien günstig.
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Das unter der Flagge von Panama fahrende Schiff hatte 23 Menschen an Bord, darunter 21 Crewmitglieder aus Indien. Sieben Menschen sprangen von Bord, die übrigen 16 Besatzungsmitglieder wurden später per Hubschrauber vom Frachter geholt. Einige hätten Knochenbrüche durch den Sprung aus großer Höhe, andere Atemprobleme durch den Rauch. Ein Mensch starb. Über die Umstände seines Todes wurde bisher nichts mitgeteilt.