Alarmierende Zahlen: Wird das China-Vakzin zum weltweiten Problem?
In Chile klettern die Corona-Todeszahlen trotz Impffortschritt nach oben und in Indonesien sind Ärzte schwer an Covid-19 erkrankt, obwohl sie vollständig geimpft sind. In beiden Ländern wird auch das Vakzin Sinovac gespritzt – schützt es doch nicht so gut wie erhofft?
Anfang Juni erteilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dem Corona-Impfstoff der Firma Sinovac eine Notfallzulassung. Er verhindere laut WHO bei 51 Prozent der Geimpften alle Covid-19-Symptome, besonders schwere Krankheitsverläufe gar zu 100 Prozent.
In der EU ist das Vakzin bislang trotzdem noch nicht zugelassen worden. Mit dem WHO-Stempel wird es aber in das internationale Impfprogramm Covax aufgenommen, mit dem vor allem ärmere Staaten mit Impfstoffen versorgt werden. In einigen Ländern wurde Sinovac bereits vor der WHO-Zulassung verabreicht.
In der EU ist Sinovac nicht zugelassen
Doch nun mehren sich Hinweise darauf, dass das Vakzin doch nicht so wirksam ist: In Chile etwa sind die Infektionszahlen trotz des Impffortschritts (noch im März lagen sie weltweit vorn) nicht dauerhaft gesunken. Die Todeszahlen sind in den vergangenen sechs Monaten wieder nach oben geklettert. Dabei ist fast die Hälfe der Bevölkerung vollständig geimpft – unter anderem mit Sinovac.
Die Gesundheitsexpertin Soledad Martínez, die an der Universität von Chile lehrt, erklärte im „Spiegel“, Sinovac helfe zwar gegen schwere Covid-19-Verläufe, weniger gut aber schütze es vor einer Ansteckung. Geimpfte können sich also infizieren und das Virus weitergeben, wenn Maßnahmen wie Abstand halten missachtet werden. „Leaky vaccine“ („undichte Impfung“) nennt man das.
Sinovac gegen die Delta-Variante unwirksam?
Auch in Indonesien, wo ebenfalls mit Sinovac geimpft wird, spitzt sich die Corona-Lage zu: Knapp zwei Millionen Menschen des 270-Millionen-Einwohner-Landes haben sich bisher infiziert. Seit Mitte Mai klettern die Infektionszahlen wieder stetig nach oben. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge sind in der Gegend Kudus in Zentral-Java im Süden des Landes bis zu 90 Prozent der Krankenhausbetten belegt. Es wird angenommen, dass der Ausbruch auf die Verbreitung der Delta-Variante zurückzuführen ist.
In Indonesien sind erst rund 4,5 Prozent der Bevölkerung komplett geimpft. Nun wurde aber bekannt, dass sich auch 350 der rund 5000 Ärzte und Mitarbeiter des indonesischen Gesundheitswesens in der Kudus-Region mit dem Virus angesteckt haben – obwohl sie bereits vollständig mit Sinovac geimpft wurden. Die meisten von ihnen sollen zwar keine oder nur leichte Symptome aufweisen. Laut Reuters wurden aber auch Dutzende Infizierte mit hohem Fieber und mangelnder Sauerstoffsättigung in Klinken gebracht.
Siti Nadia Tarmizi, eine Sprecherin des indonesischen Impfprogramms, betonte zwar noch am Donnerstag, dass Sinovac auch gegen die neuen Varianten wirksam sei. Bei anderen Experten kommen jedoch Zweifel auf. So twitterte etwa der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, Sinovac sei offenbar nicht stark genug, um Delta-Variante zu verhindern und „während für Europa und US Pandemie langsam endet, beginnt sie für arme Länder“.
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Laut der Zeitung „South China Morning Post“ kam auch eine Studie der Universität Hongkong zu dem Schluss, dass der Impfstoff nicht so wirksam ist wie Biontech. Nun ist eine dritte Aufffrischimpfung mit Sinovac im Gespräch, die den Schutz stärken soll.
Und in China? Allein am Samstag wurden laut der Nationalen Gesundheitsbehörde rund 20,23 Millionen Dosen verspritzt, darunter auch Sinovac. Insgesamt sollen schon 1,01 Milliarden der rund 1,41 Milliarden Einwohner geimpft sein.