Der Gilgo-Beach-Killer: So kam die Polizei dem Frauenmörder auf die Spur
Vor über 13 Jahren ging es los: Die Polizei fand die sterblichen Überreste von elf Menschen auf Long Island nahe New York. Danach geschah lange nichts. Vor einigen Wochen dann die Nachricht: Es gibt einen Verdächtigen. Der Architekt Rex Heuermann soll mindestens drei der toten Frauen auf dem Gewissen haben. Der „Gilgo-Beach-Killer“ vergewaltigte und ermordete seine Opfer, rief von deren Handy sogar noch bei Hinterbliebenen an. Wenige Wochen, nachdem er gefasst wurde, steht er vor Gericht.
Der 59-jährige Familienvater, der auf auf Long Island lebt, soll zwischen 2007 und 2010 mindestens drei Frauen ermordet haben. In einem vierten Mordfall ist er auch Hauptverdächtiger, dort fehlt es aber an Beweismaterial. Heuermann plädiert zu allen Vorwürfen auf „nicht schuldig“. Am Dienstag wurde in dem Fall wieder verhandelt.
Was geschehen ist: Bei der Suche nach einer vermissten Sexarbeiterin entdeckten Ermittler 2010 am Strandabschnitt Gilgo Beach auf Long Island zufällig Leichenteile – insgesamt fanden sie sterbliche Überreste von neun Frauen, einem Mann und einem Kleinkind. Elf verweste und weitgehend zerstückelte Leichen.
Vier der Frauen wurden nur ein paar hundert Meter voneinander entfernt in Sackleinen gewickelt verscharrt, sie alle hatten als Prostituierte gearbeitet. In der Presse wurden sie als „Gilgo Four“ bekannt. Die Frau, nach der ursprünglich gesucht wurde, fanden Ermittler erst Ende 2011. Ob auch sie ein Opfer des Killers ist – unklar. Bei den anderen Toten ist teils nicht einmal die Identität geklärt.
Vier tote Sexarbeiterinnen wurden als „Gilgo Four“ bekannt
Nachdem die Frauen entdeckt wurden, passierte erstmal wenig. Weil es sich bei den Toten um Prostituierte handelte? Den Verdacht gab es. Doch Anfang 2022 kam Bewegung in den Fall: Die Staatsanwaltschaft von Suffolk County gründete eine Task Force.
Erste Spur: Schon Jahre zuvor hatte ein Zeuge ein Auto beschrieben, das er an einem der Tatorte gesehen hatte. Der Wagen von Heuermann, ein Chevrolet Avalanche, passte auf die Beschreibung. Außerdem lebt der Verdächtigte mit Frau und zwei Kindern in einem Haus in Massapueqa, nur 20 Auto-Minuten vom Gilgo Beach entfernt.
Die Ermittler arbeiteten gründlich, werteten Handy-Daten aus, angelten sogar angebissene Pizzareste aus dem Müll von Heuermann, um einen DNA-Test zu machen. So konnten sie ihm an den Leichen gefundene Haare zuordnen. Die Ermittlungen ergaben auch, dass seine Frau mit den Kindern stets verreist war, als die Morde passierten. Und die Auswertung von Google-Suchen belastete ihn ebenfalls: Allein in vier Monaten soll er laut Staatsanwalt Raymond Tierney mehr als 200-mal im Internet nach Informationen über die Morde gesucht haben.
Der Killer kontaktierte die Verwandten seiner Opfer
Besonders perfide: Nachdem er sein mutmaßliches Opfer Melissa Barthelemy tötete, soll er noch mehr als zehn Mal bei deren Schwester angerufen haben. „Ist das die kleine Schwester von Melissa?“, wurde sie von einem Anrufer gefragt, und: „Weißt du, was deine Schwester macht? Sie ist eine Hure.“ Der Unbekannte soll zugegeben haben, Barthelemy getötet und sexuell missbraucht zu haben.
Das könnte Sie auch interessieren: Bekannt aus „Euphoria“: Serienstar stirbt mit nur 25 Jahren
Er ist ein „Dämon, der unter uns wandelt“, ein „Raubtier, das Familien ruiniert“: So drückte es Rodney Harrison, der zuständige Polizeichef, nach Heuermanns Festnahme aus. Und seine eigene Familie? Seine Frau hat nach der Verhaftung die Scheidung eingereicht. Asa Ellerup sagt der „New York Post“: „Ich war völlig ahnungslos“. Ihre Kinder, eine Tochter (26) und ein Sohn (33) seien zwar schon erwachsen, würden sich aber „nachts in den Schlaf weinen“. Rex Heuermann selbst behauptet immer noch, er wäre unschuldig.