Superreiche in Deutschland
  • Superreiche in Deutschland profitieren während der Pandemie vom Börsen-Boom.
  • Foto: picture alliance / dpa | Jens Kalaene

Vermögensstudie: Nur in zwei Ländern gibt’s mehr Superreiche als in Deutschland

Coronakrise? Für die Reichsten der Reichen in Deutschland kein Problem: Jeder von ihnen besitzt mehr als 100 Millionen Dollar – und viele profitieren vom derzeitigen Börsen-Boom. Die Hälfte ihres Vermögens ist allerdings geerbt.

Der Scheinwerfer ist derzeit auf das Thema Vermögen gerichtet. Während viele Mittelständler während der Corona-Pandemie Existenzängste ausstehen, profitieren die reichsten Männer der Welt von ihr – unter ihnen auch Amazon-Gründer Jeff Bezos. Dennoch zeigen durchgestochene Zahlen, dass die Steuerquoten von ihm oder auch von Investorenlegende Warren Buffett zeitweise unter einem Prozent lagen. Für den US-Präsidenten Joe Biden gute Argumente, die Steuern für Wohlhabende zu erhöhen.

Deutschland: Nur in den USA und China gibt es mehr Superreiche

Doch auch in Deutschland fordern SPD, Linke und Grüne derzeit die Wiedereinführung der Vermögenssteuer, um die Kosten der Coronakrise zu stemmen. In Deutschland wäre diese Steuer fast so ergiebig wie in den USA: Von den rund 60.000 Ultrareichen weltweit leben 20.600 in den USA, China kommt mit 7800 auf den zweiten Platz. An dritter Stelle folgt dann bereits Deutschland, mit rund 2900 Ultrareichen. Das geht aus dem neuen Global Wealth Report der Boston Consulting Group (BCG) hervor, der am Donnerstag veröffentlicht wurde.

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Der Studie zufolge kamen in Deutschland im Corona-Jahr 2020 sogar rund 170 Ultrareiche hinzu – weltweit waren es mehr als 6000. Die Studie bestätigt einen Trend, der sich bereits im vergangenen Jahr abzeichnete. Und zeigt: Die Coronakrise stellt für die Reichen kein Problem dar.

Globales Vermögen stark gewachsen

Das globale Vermögen wuchs laut BCG „überraschend stark“ und summiert sich auf die Rekordsumme von 431 Billionen Dollar – unter Berücksichtigung von Schulden. Der Zuwachs geht zum einen auf die Aktienmärkte zurück, die sich rasch vom Corona-Crash erholten. Zum anderen wurde deutlich mehr Geld zurückgelegt, die Nettoersparnis stieg um elf Prozent.

In der extrem hohen Zahl enthalten sind Finanzvermögen von 250 Billionen Dollar, die aus Bargeld, Kontoguthaben, Schuldverschreibungen, Anteilsrechten an Unternehmen und Fonds, Pensionen sowie Lebensversicherungen bestehen. Hinzu kommen 235 Billionen an Sachwerten – Immobilen, Autos, Schmuck oder Gold.

Den reichsten Deutschen gehört 20 Prozent des Gesamtvermögens

Die Deutschen würden dabei traditionell lieber in Immobilien als in Wertpapiere investieren, so Studienautorin und BCG-Partnerin Anna Zakrzewski. Das zeige die Sachwertquote von knapp 60 Prozent. In der Bundesrepublik wuchs das Sachvermögen dabei um fünf Prozent, das private Finanzvermögen um rund sechs Prozent. Damit haben private Haushalte in Deutschland abzüglich Schulden ein Gesamtnettovermögen von knapp 20 Billionen US-Dollar.

Den reichsten Deutschen gehört allein 20 Prozent des Gesamtvermögens – das ist deutlich mehr als in Westeuropa (16 Prozent) und weltweit (13 Prozent). Zieht man Pensionen oder Lebensversicherungen ab, kommen die reichsten Deutschen auf ein investierbares Vermögen von 1,4 Billionen Dollar, das sogar noch anwachsen könnte – laut BCG bis 2025 um weitere 400 Milliarden Dollar.

Deutschland: Kluft zwischen Armen und Reichen wächst

Gleichzeitig wächst die Kluft zwischen Armen und Reichen in Deutschland, laut dem aktuellen Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, weiter. Die Coronakrise hat die Situation zusätzlich noch einmal deutlich verschärft. In einer Befragung für den Bericht gab rund ein Viertel der Haushalte an, dass ihr Einkommen in der Corona-Krise geschrumpft sei – Gering- und Normalverdiener waren davon besonders betroffen. Doch die wachsende Ungleichheit war bereits vor der Pandemie zu beobachten.

Laut der globalen Vermögensstudie gibt es bei den angehäuften Privatvermögen jedoch regionale Unterschiede: In den USA haben zwei Drittel der Ultra-Reichen ihr Vermögen selbst erarbeitet, in China seien ebenfalls besonders viele in erster Generation reich. Das europäische Großvermögen ist hingegen fast zur Hälfte geerbt. (vd)

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