Die neue Greta Thunberg?: Zwölfjährige protestiert seit zwei Wochen vor ihrer Schule
Turin –
Ist das die neue Greta Thunberg? Seit zwei Wochen sitzt Anita Iacovelli vor ihrer Schule im italienischen Turin und protestiert – allerdings nicht für das Klima, sondern für ein Ende der Schulschließungen. Mit einem pinken Klappstuhl und Mundschutz erregt sie die Aufmerksamkeit der Passanten. Nun hat sich sogar die italienische Bildungsministerin bei der jungen Aktivistin gemeldet.
Italien ist eines der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder in Europa. Mehr als 1,2 Millionen Infektionen wurden dort mittlerweile nachgewiesen, mehr als 45.000 Menschen starben an dem Virus. Schon bei der ersten Welle im Frühjahr mussten die Italiener einen harten Lockdown ertragen – und auch jetzt bleiben sie nicht davor verschont.
Mit Klappstuhl und Mundschutz: Zwölfjährige protestiert vor ihrer Schule
Im Ampelsystem der italienischen Regierung ist fast ganz Italien mittlerweile zur „roten Zone“ geworden – so auch die nordwestitalienische Region Piemont, in deren Hauptstadt Turin Anita Iacovelli lebt. Dort mussten jetzt die meisten Geschäfte, alle Bars und Restaurants und alle Schulen außer den Grundschulen schließen.
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„Als sie angekündigt haben, dass die Schulen schließen werden, habe ich bemerkt, dass ich nicht noch ein Jahr Distanzunterricht ertrage“, sagte die Zwölfjährige der österreichischen Nachrichtenagentur APA. „Es ist schwierig, sich vor dem Computer zu konzentrieren – man kann dem Unterricht nicht so folgen wie in der Klasse.“
Die neue Greta Thunberg: Italienerin startet Protest vor Schule
Deshalb beschloss sie, einen Protest zu starten und setzte sich mit einem Klappstuhl, einer Maske, dicker Jacke und ihren Arbeitsutensilien vor ihre geschlossene Italo-Calvino-Schule, um von dort aus am Online-Unterricht teilzunehmen. Mithilfe eines Schildes mit der Aufschrift: „Anwesend! Der Unterricht in der Klasse ist unser Recht. Vorrang für die Schule“ erklärt sie den Passanten ihr Anliegen.
Und nicht nur die werden auf sie aufmerksam, sogar die italienische Bildungsministerin Lucia Azzolina rief schon bei Iacovelli an: Sie „hat mich angerufen und mir gratuliert, weil sie meinen Kampf gut findet“, berichtete die Schülerin der APA. So habe die Ministerin ihr „versprochen, dass sie alles tun werde, um die Schulen so bald wie möglich wieder zu öffnen.“
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Italien: Junge Schülerin will mit Protestaktion Öffnung der Schulen erreichen
Die junge Schülerin vermisse alles an der Schule, erzählt sie der APA: „Der Präsenzunterricht, den Lehrern in die Augen zu sehen und nicht per Bildschirm, mit meinen Klassenkameraden zusammen sein, morgens aufstehen und mich für die Schule fertig zu machen, statt im Schlafanzug vor dem Computer zu bleiben.“
Mittlerweile haben sich auch Anitas Freundin Lisa Rogliatti und ein paar Schüler einer Nachbarschule der Aktion angeschlossen. Unterstützung erhält die Zwölfjährige auch von ihrer Mutter Cristina Perrone: Sie bringt ihre Tochter täglich zu der geschlossenen Schule.
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„An dem Morgen, als ich ihr erzählt habe, dass die Schulen mit der Ausrufung der roten Zone schließen werden (…), wurde sie total wütend“, erinnert die Mutter sich gegenüber der APA. „Sie hat mich nicht wirklich nach meiner Meinung gefragt, sie sagte mir nur: ,Ich gehe vor meine Schule.’“