Der Mercedes (r.) der mutmaßlichen Unfallverursacherin an der Unglücksstelle im toskanischen Lido di Camaiore.
  • Der Mercedes (r.) der mutmaßlichen Unfallverursacherin an der Unglücksstelle im toskanischen Lido di Camaiore.
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Drama in der Toskana: Schülerinnen kommen bei Klassenfahrt ums Leben

Tragisches Ende einer Klassenfahrt nach Italien: Bei einem Verkehrsunfall an der Mittelmeerküste der Toskana sind zwei Schülerinnen aus Duisburg ums Leben gekommen.

Die beiden Teenager im Alter von 17 und 18 Jahren wurden nach Angaben der Polizei im Strandbad Lido di Camaiore vom Auto einer 44-jährigen Frau erfasst, die aus zunächst ungeklärten Gründen in eine Gruppe von Fußgängern fuhr. Eine weitere Schülerin wurde verletzt.

Insgesamt wurden nach Angaben der italienischen Polizei sieben Menschen verletzt. Eines der Opfer schwebte auch am Morgen danach noch in Lebensgefahr.

Deutsche Schülerinnen in Italien von Auto überfahren

Die deutschen Schülerinnen besuchten nach Angaben des nordrhein-westfälischen Schulministeriums die Gesamtschule Duisburg-Mitte, wo sie in der Abschlussklasse Q2 waren. Die Gruppe war seit einigen Tagen auf Studienfahrt in der Toskana.

Nach Angaben des Ministeriums werden Lehrer und Schüler psychologisch betreut. Die Schule bekomme jegliche Unterstützung. Das Ministerium bat darum, der Schulgemeinde einen „geschützten Raum für die Aufarbeitung des Geschehens“ zu belassen. Die Gruppe in der Toskana soll „zeitnah“ nach Hause kommen.

Tödlicher Unfall in Toskana: Fahrerin unter Hausarrest

Nach Angaben der Polizei wird gegen die Fahrerin – eine Brasilianerin, die seit einiger Zeit in Italien lebt – wegen eines Tötungsdelikts im Straßenverkehr ermittelt. Die 44-Jährige wurde ebenfalls verletzt, sie verließ das Krankenhaus nach einigen Stunden. Jetzt steht sie unter Hausarrest.

Nach Angaben von Augenzeugen war sie am Mittwochabend gegen 19 Uhr mit sehr hoher Geschwindigkeit durch die belebte Innenstadt gerast. Dabei soll ihr Wagen mehrere Fußgänger frontal erfasst haben.

Einsatzkräfte an der Unglücksstelle. Bei einem Verkehrsunfall in der Toskana sind zwei deutsche Schülerinnen auf Klassenfahrt ums Leben gekommen. dpa
Einsatzkräfte an der Unglücksstelle. Bei einem Verkehrsunfall in der Toskana sind zwei deutsche Schülerinnen auf Klassenfahrt ums Leben gekommen.
Einsatzkräfte an der Unglücksstelle. Bei einem Verkehrsunfall in der Toskana sind zwei deutsche Schülerinnen auf Klassenfahrt ums Leben gekommen.

Die näheren Hintergründe waren auch am Morgen danach unklar. Die Polizei entnahm der Frau eine Blutprobe, um festzustellen, ob Alkohol oder Drogen im Spiel waren. Zum Ergebnis wollte sich ein Sprecher der Straßenpolizei auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur noch nicht äußern. Nach Informationen der italienischen Nachrichtenagentur Ansa war der Test negativ – ergab also keine Spuren.

Lido di Camaiore: Verletzte in Krankenhäuser gebracht

Die sieben Verletzten wurden in verschiedene Krankenhäuser der Umgebung gebracht. Dabei war auch ein Hubschrauber im Einsatz. Bei der lebensgefährlich Verletzten soll es sich nach italienischen Medienberichten um eine etwa 60 Jahre alte Frau handeln. Unter den Verletzten sind auch drei Urlauber aus Frankreich.

Die Unfallstelle war weiträumig abgesperrt. Auf den Bürgersteigen lagen immer noch Kleidungsstücke der Unfallopfer sowie Teile des beschädigten Autos. Das Zentrum von Lido di Camaiore war zum Zeitpunkt des Unfalls trotz regnerischen Wetters noch belebt. In den Küstenorten der Toskana ist die Hauptsaison seit einigen Tagen vorbei. Trotzdem halten sich dort noch viele Urlauber auf, auch viele Schulklassen aus dem Ausland.

Mehrere Augenzeugen sagten, dass die Frau durch die Innenstadt gerast sei. Dabei soll sie auch zwei rote Ampeln überfahren haben – und dann mehrere Fußgänger erfasst haben. Trotzdem sei die Frau weitergefahren, hieß es. Schließlich prallte sie mit dem Wagen in der Nähe eines Hotels auf mehrere geparkte Fahrzeuge. Ein Junge sagte: „Die Frau schien völlig abwesend zu sein. Mit den Augen stierte sie ins Leere.“ Ein anderer Zeuge gab sie mit den Worten wieder: „Ich habe nichts bemerkt.“

Unfall in der Toskana: „Das war wie eine Gewehrkugel“

Der Bürgermeister von Camaiore, Marcello Pierucci, sagte im TV-Sender 50Canale: „Das Auto hat alles überfahren, was ihm in die Quere kam, auch nach dem zweiten Aufprall.“ Eine Augenzeugin beschrieb den Wagen im Fernsehsender Rai mit den Worten: „Das war wie eine Gewehrkugel.“

Die Angestellte eines nahegelegenen Hotels sagte zum Ende der Fahrt: „Wir haben einen gewaltigen Knall gehört. Als wäre eine Bombe explodiert.“

Die Gemeinde Lido di Camaiore liegt direkt am Meer, etwa eine halbe Autostunde westlich von der viel besuchten Stadt Lucca. Die Strandpromenade ist für den Autoverkehr gesperrt. Der Unfall ereignete sich einige hundert Meter entfernt im Zentrum der Ortschaft. In unmittelbarer Nachbarschaft von Lido di Camaiore sind die beiden bekannten Badeorte Forte dei Marmi und Viareggio.

Zwei Schülerinnen getötet: Trauer vor Schule in Duisburg

Vor der Gesamtschule im Duisburger Stadtteil Neudorf standen am Morgen Lehrkräfte und redeten miteinander. Einige Schüler kamen mit Blumen ans Tor. In der Schule ist ein Trauerraum eingerichtet. Für Fremde soll das Gebäude mit roten Klinkern und großen Fenstern an diesem Tag geschlossen bleiben.

 Viele Schüler sind in diesen Tagen auf Klassenfahrt, andere haben Projektwochen. In der Gesamtschule mit fast 1300 Schülerinnen und Schülern sind die Bildungsgänge Hauptschule, Realschule und Gymnasium zusammengefasst.

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