Andrej Medwedew Flucht Norwegen
  • Der Ex-Söldner der Wagner-Gruppe schildert seine dramatische Flucht.
  • Foto: YouTube/Gulagu.net

Ex-Wagner-Söldner flieht wohl im Bademantel nach Norwegen – erzählt er jetzt alles?

Von Hunden verfolgt, den russischen Geheimdienst FSB im Nacken und im Bademantel über den Stacheldrahtzaun: Einem Ex-Soldaten der russischen Wagner-Söldnergruppe ist offenbar auf dramatische Weise die Flucht nach Norwegen gelungen. Genauso spektakulär wie seine mutmaßliche Flucht könnten nun auch seine Aussagen sein – und erstmals Geheimnisse und Strukturen von Putins gefürchtetsten Kriegern offenbaren.

„Ich drehte mich um, ich sah Leute mit Taschenlampen in einer Entfernung von etwa 150 Metern. Sie rannten in meine Richtung. Ich lief am Wald entlang“, schildert Andrej Medwedew seine nervenaufreibende und offenbar lebensgefährliche Flucht in einem Interview mit der russischen Menschenrechts-Organisation Galuga.net, das auf deren YouTube-Kanal veröffentlicht wurde. Bei der russischen Siedlung Nikel im Nordwesten überschritt er offenbar die Grenze – seiner Schilderung nach kletterte er nur in einem weißen Bademantel über den Stacheldrahtzaun und lief später über den zugefrorenen Fluss Pasvikela.

Medwedew weiter: „Ich hörte zwei Schüsse, Kugeln sausten vorbei. Ich zerbrach das Telefon und warf es in den Wald und rannte dann über eine gefrorene Eisschicht zum Licht der Häuser.“ Daraufhin sollen seine Verfolger – mutmaßlich Männer des russischen Geheimdienstes FSB – einen Hund frei gelassen haben, der sich dann wohl „irgendwo in einem Draht in einer Schneewehe verheddert“ habe.

Die Nachrichtenagentur AP bestätigte, dass Medwedew nach Norwegen eingereist sein und dort nun politisches Asyl beantragt haben soll – und verweist dabei auf die norwegische Einwanderungsbehörde UDI. Auch Medwedews norwegischer Anwalt, Brynjulf Risnes, bestätigte den Asylantrag. Außerdem sagte er, dass es dem Ex-Söldner den Umständen entsprechend gut gehe.

Wagner-Gruppe: Russischer Ex-Söldner flieht nach Norwegen

Bereits vergangene Woche hieß es laut norwegischer Polizei, dass eine Person die knapp 200 Kilometer lange Grenze zu Russland überquert habe. Offenbar hätten auch russische Grenzsoldaten Spuren im Schnee entdeckt, die auf einen illegalen Grenzübertritt hindeuteten. In Norwegen soll er dann in einem Privathaus, in dem er um Hilfe bat, im Grenzgebiet festgenommen worden sein. Überprüft werden konnten Medwedews Angaben bisher noch nicht.

Laut Gulagu kehrte Medwedew der Wagner-Truppe den Rücken, nachdem sein im Juli unterzeichneter Vertrag ausgelaufen war. Medwedew sei seit Kriegsbeginn der erste Ex-Kommandant der Wagner-Gruppe, der ins Ausland floh und sich bereit erklärt hat, gegen seinen ehemaligen Chef Jewgeni Prigoschin auszusagen. In weiteren Medienberichten heißt es, dass er bereit sei, alles zu erzählen, was er über die private Militäreinheit, ihre Aktivitäten weiß. Während seines Kampfeinsatzes sei er Zeuge geworden, wie Söldner bestraft und hingerichtet wurden, nachdem sie Befehle verweigert hatten oder die Truppe verlassen wollten. Dramatisch: Medwedew soll einer Einheit gedient haben, die einen Mann mit einem Vorschlaghammer hingerichtet haben soll.

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Die Wagner-Gruppe wird vor allem mit Folter, Vergewaltigungen und grausamen Morden in Verbindung gebracht. Putins einstige „Schattenarmee“ gilt als besonders skrupellos und brutal – und soll für zahlreiche Kriegsverbrechen in der Ukraine, aber auch in anderen Ländern, verantwortlich sein.

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