Fans überzeugen Susanne Daubner zu Video: Das ist das Jugendwort des Jahres
Das Jugendwort des Jahres steht fest: „Aura“ landete auf dem ersten Platz der Abstimmung. Knapp dahinter landet ein kontroverser Begriff. Verkündet wurde das auch wieder von „Tagesschau“-Sprecherin Susanne Daubner, die in den sozialen Medien bereits als „Kult-Ansagerin“ für das Jugendwort gilt. Dabei wollte sie das Jugendwort eigentlich nicht mehr im Internet präsentieren.
Jugendliche haben „Aura“ zum „Jugendwort des Jahres“ 2024 gekürt. Bei einer Abstimmung des Langenscheidt-Verlags lag „Aura“ auf dem ersten Platz unter den drei Top-Begriffen. Das Siegerwort, das eine besondere Ausstrahlung und das Charisma einer Person bezeichnet, wurde bei der 76. Frankfurter Buchmesse live vor zahlreichen Jugendlichen und Kindern verkündet. In der Jugendsprache wird der Begriff „Aura“ häufig auch scherzhaft genutzt.
„Aura“ als geflügeltes Wort im Sport
In sozialen Medien ist der Begriff besonders im Sport-Kontext verbreitet. So wird Sportlern oder Trainern eine Aura zugesprochen. Zum ersten Mal fand das Wort nach Angaben von Langenscheidt im Jahr 2020 seinen neuen Gebrauch: in einem Artikel der „New York Times“ über den niederländischen Fußballer Virgil van Dijk. Seitdem sei „Aura“ im Sport zu einem geflügelten Wort geworden.
In der Jugendsprache kommt auch eine negative Aura oder „Minusaura“ vor, etwa durch einen peinlichen Fehltritt. „Ich dachte, es gibt keine Stufe mehr und bin gestolpert – minus 50 Aura“, nennt Langenscheidt als ein scherzhaftes Beispiel.
Debatte um Wort auf zweitem Platz
„Aura“ landete den Angaben zufolge hauchdünn vor „Talahon“ auf dem ersten Platz. „Talahon“ ist abgeleitet vom arabischen „Tahal lahon“, übersetzt: „Komm her“. Der Begriff bezeichnet junge Männer, die gefälschte Luxusklamotten tragen und mit Bauchtasche, Trainingshose und Goldkette durch die Innenstadt laufen, um sich wichtig zu machen.
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Gemeint sind oft auch junge Männer mit Migrationshintergrund. Der Begriff sorgte in diesem Jahr für Kontroversen und teils rassistische Diskussionen über Migration und Jugendkultur. Eingeordnet wird das Wort dabei zwischen Rassismus, Ressentiment und Selbstironie. „Verknallt in einen Talahon“ gilt zudem als erster KI-gemachte Song in den deutschen Charts.
Langenscheidt: Nicht eindeutig negativ besetzt
Der Verlag Langenscheidt sieht dagegen keine eindeutig negative Besetzung des Wortes und strich es daher nicht aus der Abstimmung. Die Begründung: Auch die angesprochene Gruppe selbst, junge Männer mit stereotypischer Optik, bezeichne sich scherzhaft so, ohne diskriminierende Bedeutung, hieß es. „Bei dem Wort haben wir erlebt, dass es sehr polarisiert hat“, sagte Nikolas Hoenig, Marketingleiter bei Pons Langenscheidt bei der Verkündung. Es beschreibe aber aus Sicht des Verlags keine ethnische Gruppe. „Um es vielleicht ein bisschen plastischer zu machen: Für uns gibt es auch deutsche Talahons.“
Den dritten Platz belegt „Schere“: Die neue Bedeutung des Wortes oder „Schere heben“ stamme vom Online-Spielen und aus der Streaming-Szene. Damit gesteht man sich ein, einen Fehler gemacht zu haben oder eine Schuld auf sich zu nehmen. In diesen Fällen „hebt man die Schere“, um sich dazu zu bekennen und es zuzugeben.
Fans überzeugen Susanne Daubner zu Videoclip
Die Nachrichtensprecherin Susanne Daubner ließ sich von ihren Fans überzeugen, und erklärte das Jugendwort des Jahres doch wieder auf Social-Media-Kanälen der „Tagesschau“. Dabei lieferte sie ein passendes Beispiel in ihrer bekannten Art: „Ich wurde einfach von einer KI ersetzt – minus 5000 Aura.“
Eigentlich hatte Daubner Ende Juli angekündigt, das Jugendwort des Jahres nicht mehr im Internet zu präsentieren und nun anderen den Vortritt zu lassen. Die 63-Jährige gilt als „Kult-Ansagerin“ für das Jugendwort. 2021 hatte sie in einem Clip das Gewinnerwort „Cringe“ (zum Fremdschämen) präsentiert und es in staatstragendem Ton so erklärt: „,Cringe‘ ist das Gefühl, das Sie haben, wenn ich den folgenden Satz sage: ,Digga, wie fly ist eigentlich die ,Tagesschau‘, wenn sie mit Jugendwörtern flext.‘“
Abstimmung durch Jugendliche statt Jury-Kür
Das „Jugendwort des Jahres“ gibt es seit 2008. Damals wurde „Gammelfleischparty“ als Synonym für eine Ü-30-Party gekürt. Im vergangenen Jahr hatte „goofy“ das Rennen gemacht. Es beschreibt eine tollpatschige, alberne Person oder Verhaltensweise.
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Die Zahl der eingereichten Abstimmungen lag laut Verlag erneut im hohen sechsstelligen Bereich. Seit dem 30. Juli stimmten Jugendliche im Vorfeld in zwei Runden über ihr Lieblingswort ab. Zuvor hatte der Verlag Vorschläge gesammelt. In der letzten und entscheidenden Phase der Abstimmung stieg die Zahl der Einreichungen um elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Erst seit 2020 wählen Jugendliche zwischen 11 und 20 Jahren allein das Jugendwort des Jahres. In vorherigen Jahren hatte die Jury-Auswahl der Jugendwörter unter Jugendlichen oftmals für Verwunderung oder Amüsement gesorgt. (dpa/mp)