Fast am gleichen Ort wie George Floyd : Schwarzer von Polizei erschossen – Proteste
Brooklyn Center –
Es ging offenbar um Lufterfrischer, die an seinem Rückspiegel hingen: In den USA ist ein 20-jähriger Schwarzer bei einer Verkehrskontrolle von der Polizei getötet worden – nur wenige Kilometer entfernt vor dem Ort, an dem vor knapp einem Jahr George Floyd durch Polizeigewalt starb. Hunderte demonstrierten, die Polizei ging hart gegen die Proteste vor.
Laut Medienberichten handelt es sich bei dem Getöteten um den 20-jährigen Daunte Wright. Der junge Schwarze starb am Sonntag, nachdem ein Polizist bei einer Verkehrskontrolle in der Stadt Brooklyn Center im Bundesstaat Minnesota auf ihn geschossen hatte, wie die örtliche Polizei mitteilte.
Brooklyn Center: Getöteter 20-Jähriger rief vorher noch Mutter an
Nach Behördenangaben war er wegen eines Verkehrsdelikts angehalten worden. Dabei sei festgestellt worden, dass gegen ihn ein Haftbefehl vorgelegen habe. Die Beamten hätten versucht, ihn festzunehmen, woraufhin er mit seinem Auto zu fliehen versuchte. Einer der Beamten habe auf den Wagen geschossen und den Fahrer getroffen, der noch vor Ort starb. Eine Beifahrerin habe „nicht lebensbedrohliche Verletzungen“ erlitten und sei in ein örtliches Krankenhaus gebracht worden.
Daunte Wrights Mutter berichtete vor Medienvertretern, ihr Sohn habe sie noch während der Polizeikontrolle angerufen. Bei dem Telefonat habe er gesagt, dass er angehalten wurde, weil Lufterfrischer an seinem Rückspiegel hingen, was in Minnesota illegal ist. Die Beamten hätten ihn schließlich aufgefordert, das Telefon wegzulegen. Einer der Polizisten habe dann den Anruf beendet. Wenig später habe die Freundin ihres Sohnes ihr erzählt, dass er erschossen worden sei.
Polizei geht gegen Demonstrierende vor
Am Sonntagabend versammelten sich in Brooklyn Center mehrere hundert Demonstranten, trauerten und protestierten gegen Polizeigewalt. Die Protestierenden entzündeten Kerzen und schrieben mit Kreide unter anderem „Gerechtigkeit für Daunte Wright“ auf die Straße.
Der Zeitung „Star Tribune“ zufolge ging die Polizei mit Gummigeschossen gegen die Protestierenden vor. Bei weiteren Protesten am späten Abend soll die Polizei Tränengas und Blendgranaten gegen eingesetzt haben.
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Der Zwischenfall ereignete sich knapp ein Jahr nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd am 25. Mai 2020 im wenige Kilometer entfernten Minneapolis, der weltweit für Empörung gesorgt und in den USA beispiellose Anti-Rassismus-Proteste ausgelöst hatte. In Minneapolis läuft derzeit der Prozess gegen den weißen Ex-Polizisten Derek Chauvin, der dem 46-Jährigen nach seiner Festnahme wegen Falschgeldvorwürfen knapp neun Minuten lang das Knie in den Nacken gedrückt hatte. Floyd verlor das Bewusstsein und starb. (due/afp)