Feministin gegen Trans-Frau: Empörung über Alice Schwarzer
„Wann ist ein Mann ein Mann?”, das bölkte 1984 schon Herbert Grönemeyer ins Mikro, als er sie besang, die „Männer“. Noch viel explosiver ist allerdings die Frage: „Wann ist eine Frau eine Frau?” Dazu ließ Feminismus-Fossil Alice Schwarzer jetzt in ihrer Zeitschrift „Emma“ einen Artikel veröffentlichen. Tenor: Frauen sind nur Frauen, wenn sie als Frauen geboren wurden. Und was ist mit Trans-Frauen? Die zählen offenbar nicht, das macht der Online-Artikel unverhohlen deutlich.
Worum es konkret geht: Die bayerische Politikerin Tessa Ganserer (44) sitzt als erste Trans-Frau für die Grünen im Bundestag. So weit, so gut. Aber obwohl Ganserer seit Jahren offen als Frau lebt, liebt und arbeitet – die in der „Emma“ zitierte Initiative „Geschlecht zählt“ spricht ihr die Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht einfach ab. Und behauptet, sie – oder „er“, wie dort steht – blockiere damit einen für Frauen reservierten Listenplatz der Grünen.
Dabei benennt der Artikel Tessa Ganserer mehrfach bei ihrem längst abgelegten, männlichen Vornamen. Das nennt man „Deadnaming“ – und es wird von Transsexuellen verständlicherweise als beschämend und abwertend empfunden.
Was der Artikel unterschlägt: Tessa Ganserer hat sich bisher aus einem ganz konkreten Grund nicht geschlechtsangleichend operieren lassen. Aus Protest gegen das Transsexuellengesetz, das eine offizielle Änderung der Geschlechtszugehörigkeit nur durch eine langwierige, bürokratische Prozedur und obendrein durch eine von Betroffenen als extrem übergriffig empfundene zweifache „Beurteilung“ von Gutachter:innen zulässt.
Ganserer kämpft für ein neues Selbstbestimmungsgesetz, das diesen Prozess für Trans-Menschen vereinfacht. Für Feministinnen wie bei der „Emma“ muss so viel Freiheit und Selbstbestimmung für Trans-Frauen wohl ein Albtraum sein.
Viel Unterstützung für Trans-Frau Tessa Ganserer
Empörend, denn Feminismus wurde und wird – auch in der „Emma“ – vor allem mit Selbstbestimmtheit verbunden. Die hört für einige von ihnen aber offenbar bei Trans-Menschen auf. Sogenannte TERFS, das steht für Trans-Exclusionary Radical Feminism“ (auf deutsch: „Trans-ausschließender radikaler Feminismus“) sehen in Trans-Frauen im Grunde Männer, die sich mit Frauenkleidung „tarnen“ – aber dennoch eine „maskuline“ Bedrohung für „echte“, also geborene, Frauen, darstellen.
Tessa Ganserer hat sich öffentlich bisher nicht geäußert. Dafür tun es andere – sie unterstützen die Politikerin mit deutlichen Worten. Oder sie kritisieren „Emma“: GNTM-Model Lucy Hellenbrecht beispielsweise kommentierte kurz und knapp „Habt ihr’n Arsch offen?“
Und Alice Schwarzer? Die bringt demnächst ein Buch zum Thema heraus: „Transsexualität: Was ist eine Frau, was ist ein Mann?“ Da war der „Emma“-Artikel wohl kein Zufall. Und auch, wenn Schwarzer „nicht viel verstanden hat“ von der Thematik, wie die taz schreibt: Sie weiß, wie sie sich in der Öffentlichkeit inszenieren muss, um im Mittelpunkt zu stehen. Und darum scheint es ihr vor allem zu gehen. .