Trauernde Frauen

Angehörige und Überlebende vor dem Krankenhaus in Kocani Foto: Visar Kryeziu/AP/dpa

Zahl der Toten nach Feuerkatastrophe in Club steigt weiter

Sie wollten unbeschwert feiern, zur Musik einer beliebten Band. Doch Funken für die Bühnen-Show erzeugten eine Feuersbrunst. Für Hunderte junge Leute wurde der Klub zum Flammen-Inferno.

Ein verheerender Brand in einer Diskothek mit Dutzenden Toten hat das kleine Balkanland Nordmazedonien erschüttert. Mit Stand von Sonntagmittag seien 59 Menschen ums Leben gekommen und weitere 155 verletzt worden, sagte Innenminister Pance Toskovski bei einer Pressekonferenz in der Kleinstadt Kocani, in der sich die Tragödie ereignet hatte. 

Spurensicherung nach dem Brand: In dem Nachtclub „Pulse“ hielten sich 1500 meist junge Menschen auf dpa/AP | Boris Grdanoski
Brandruine mit Schild „Club Pulse“
Spurensicherung nach dem Brand: In dem Nachtclub „Pulse“ hielten sich 1500 meist junge Menschen auf

Nach den Worten des Ministers brach das Feuer um etwa 2.30 Uhr in der Nacht zum Sonntag aus, als die im Land beliebte Band DNK in der Diskothek „Pulse“ ein Konzert gab. Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen löste eine für Lichteffekte eingesetzte Funkenmaschine den Brand aus. Die Funken hätten die aus leicht entflammbarem Material bestehende Deckenkonstruktion entzündet, fügte er hinzu. Mehrere Personen seien im Zusammenhang mit dem Unglück festgenommen worden, unter ihnen Organisatoren des Konzerts. 

1500 Menschen waren in dem Club

Zum Zeitpunkt der Katastrophe sollen sich 1500 hauptsächlich junge Leute in der Diskothek aufgehalten haben. Medien in Nordmazedonien berichteten von dramatischen Szenen. Verzweifelte Eltern würden mit Fotos in sozialen Medien nach ihren Kindern suchen. Bürger halfen mit ihren eigenen Autos aus und folgten den Rettungswagen, um Schwerverletzte in die Krankenhäuser zu bringen. Das Krankenhaus in der 25.000-Einwohner-Stadt Kocani erwies sich schnell als überfordert. Ambulanzen brachten Verletzte auch in die größere Stadt Stip sowie in die Hauptstadt Skopje. Die Toten, die im Krankenhaus von Kocani identifiziert wurden, seien alle zwischen 14 und 24 Jahre alt gewesen, sagte dessen Direktorin Kristina Serafimova den Medien. 

Innenminister Toskovski versicherte vor der Presse, dass jeder, der eine strafrechtliche Verantwortung trage, auch zur Verantwortung gezogen werde. „Jeder von uns sollte eine moralische Verantwortung spüren. Ich kenne keinen normalen Menschen, der keine moralische Verantwortung hätte“, fügte er hinzu. 

Katastrophen in der Region oft menschengemacht

Die Regierung wollte eine siebentägige Staatstrauer anordnen, berichtete die Nachrichtenagentur MIA. „In diesen Momenten tiefer Trauer sind unsere Gedanken bei denen, die ihre Lieben verloren haben“, schrieb Ministerpräsident Hristijan Mickoski auf X. Seine Regierung werde alles Nötige tun, um die Folgen der Tragödie zu bewältigen und ihre Ursachen zu ermitteln.

Nach dem verheerenden Brand in einem Nachtclub: Menschen warten vor dem Krankenhaus in der nordmazedonischen Kleinstadt Kocani. dpa/AP | Boris Grdanoski
Menschen und ein Krankenwagen vor einem Gebäude
Nach dem verheerenden Brand in einem Nachtclub: Menschen warten vor dem Krankenhaus in der nordmazedonischen Kleinstadt Kocani.

Die Pop-Band DNK ist seit mehr als 20 Jahren fester Bestandteil der Musikszene in Nordmazedonien, das bis 2019 Mazedonien hieß. Mitgründer und Lead-Sänger Vladimir Blazev (45), genannt Panco, liege mit Verletzungen im Krakenhaus in Skopje, teilte das Managementteam der Band mit. Über das Schicksal der anderen Bandmitglieder ist wenig bekannt. Einige hätten mit weniger schweren Verletzungen überlebt und sich in häusliche Pflege begeben, hieß es. Ein Musiker gilt vorerst als vermisst. 

Der „Club Pulse“ in Kocani besteht seit etwas mehr als zwölf Jahren. Er wird seit seiner Gründung vom selben Besitzer geleitet. Ob dieser festgenommen wurde, wollte Innenminister Toskovski unter Berufung auf die laufenden Ermittlungen nicht sagen. Laut Medienberichten verfügt das Lokal über eine Betriebsgenehmigung, deren Gültigkeit bis zum 24. März reicht. 

Reaktionen aus dem Ausland

Auch aus dem Ausland trafen Botschaften des Mitgefühls und der Unterstützung ein. „Menschen, die unbeschwert feiern wollten, wurden brutal aus dem Leben gerissen. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen und Freunden der Opfer“, schrieb Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) auf X. 

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Papst Franziskus versicherte, das Gedenken an alle Verstorbenen in seine Gebete aufzunehmen, wie Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin  in einem Telegramm an den Bischof von Skopje, Kiro Stojanov schrieb. Parolin, der zweite Mann im Vatikan, reagierte im Namen des katholischen Kirchenoberhaupts, das seit Mitte Februar im Krankenhaus liegt. Das Nachbarland Bulgarien bot an, Verletzte in seinen Krankenhäusern zu behandeln und für den Transport Militärhubschrauber zu schicken. 

Das Unglück in Kocani erinnert aber vor allem an die Brandkatastrophe im Oktober 2015 im Bukarester Nachtlokal „Colectiv“. Bei dem Feuer und der anschließenden Massenpanik waren 64 Menschen getötet und 147 weitere verletzt worden. Der damalige rumänische Ministerpräsident Victor Ponta erklärte wenig später nach massiven Protesten seinen Rücktritt.

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