Ärztin Symbolbild
  • Herzgesundheit ist ein Thema, bei dem sich Männer und Frauen unterscheiden.
  • Foto: IMAGO / Zoonar

Frauen sterben doppelt so häufig am Herzinfarkt – und das sind die Gründe

Um das weibliche Herz zu schützen, muss sich was in den Köpfen ändern. Denn für Frauen endet ein Infarkt viel häufiger tödlich als für Männer. Warum ist das so? Dafür gibt es verschiedene Gründe.

Die Fakten sind klar: Die Wahrscheinlichkeit, nach einem Herzinfarkt zu sterben, ist bei Frauen mehr als doppelt so hoch wie bei Männern. Das zeigte kürzlich wieder ein Studie. Sie umfasste 884 Patienten, etwa ein Viertel davon weiblich. In der Gruppe der bis 55-Jährigen vergingen bei Frauen nach Ankunft in der Klinik im Mittel 95 Minuten bis zum rettenden Eingriff – bei gleichaltrigen Männern nur 80 Minuten.

Bitter: Nach 30 Tagen waren knapp zwölf Prozent der Frauen im Vergleich zu knapp fünf Prozent der Männer gestorben. Allerdings hatten in dieser Studie die Frauen oft andere Vorerkrankungen als die Männer. Daher führten die Forscher eine weitere Analyse durch, bei der sie 435 Männer und Frauen nach Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Gruppen einteilten.

Etwa elf Prozent der Frauen starben innerhalb von 30 Tagen nach einem Infarkt

Dann wurden nur Männer und Frauen verglichen, bei denen das Risiko übereinstimmte. Auch hier gab es gravierende Unterschiede. „Bei übereinstimmenden Patienten über 55 Jahren traten alle gemessenen unerwünschten Ergebnisse bei Frauen häufiger auf als bei Männern“, so die Forscher. Einen Herzinfarkt hatte mehr als ein Drittel der Frauen erlitten, verglichen mit 18 Prozent der Männer. Etwa elf Prozent der Frauen starben innerhalb von 30 Tagen nach einem Herzinfarkt, verglichen mit drei Prozent der Männer.

Woran liegt das? Ein Grund ist, dass sich die Symptome unterscheiden, sagt Kardiologin Prof. Christiane Tiefenbacher, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung. Der bei Männern typische Brustschmerz stehe bei Frauen häufiger nicht im Vordergrund.

Das Herz von Frauen ist etwas anders gebaut, wie Tiefenbacher erklärt. Eine Herzschwäche bleibt oft lange unerkannt, weil die Symptome – wie Erschöpfung oder Atemnot – als Alterserscheinung abgetan werden. Schon in den 1990ern fand eine US-Kardiologin heraus, dass Frauen mit Herzinfarkt schneller Hilfe bekommen, wenn sie die typisch männlichen Symptome schildern.

Herzinfarkt: Frauen zögern oft, für sich selbst Hilfe zu holen

Inzwischen werden im Medizinstudium und in Weiterbildungen die geschlechtsspezifischen Unterschiede gelehrt, sagt Tiefenbacher: „Mit der jüngeren Generation wird das besser.“ Aber wohl noch nicht genug, denn Studien haben ergeben, dass die Symptome häufiger nicht erkannt werden, wenn Frauen mit einem Herzinfarkt an einen jüngeren männlichen Arzt geraten statt an eine weibliche Kardiologin.

Aber die Defizite in der Medizin sind nur die eine Seite – die andere sind die Frauen selbst. Besonders ältere zögern oft länger als Männer, bis sie Hilfe holen: „Frauen rufen bei Herzinfarkt-Symptomen den Notarzt für ihre Männer, Väter und Brüder, aber nicht für sich selbst“, fasste die European Society of Cardiology zusammen.

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Dabei sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen hierzulande mit über 180.000 Sterbefällen pro Jahr die häufigste Todesursache bei Frauen. 18.000 starben 2021 an einem Herzinfarkt. „Das Ziel muss sein, dass Frauen und Männer bei Herzkrankheiten gleich gut behandelt werden“, sagt die Kardiologin.

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