Für immer immun?: Genesene bilden lange Antikörper – aber nur eine bestimmte Gruppe
St. Louis –
In Deutschland haben schon länger Genesene ein Problem. Sechs Monate nach einer Corona-Infektion gelten sie offiziell eben nicht mehr als genesen, da davon ausgegangen wird, dass die Zahl der Antikörper in dieser Zeit stark abnimmt. Eine US-Studie vermutet nun das Gegenteil. Zumindest bei einer Infektion mit einem leichten Verlauf glauben die Forschenden an eine längere, eventuell gar lebenslange Immunität.
„Es ist normal, dass die Zahl der Antikörper nach einer akuten Infektion sinkt. Aber sie sinken nicht auf null, sie erreichen ein Plateau“, sagt Ali Ellebedy, einer der Studienautoren und Professor für Pathologie, Immunologie und molekulare Mikrobiologie.
Ellebedy und sein Team entnahmen für die Studie der Washington University School of Medicine in St. Louis Blut von insgesamt 77 Teilnehmenden, die eine leichte Covid-19-Infektion überstanden hatten. Über Monate nahmen sie immer wieder neue Proben. Bei 18 Teilnehmenden wurden zudem Knochenmarksproben entnommen. Außerdem gab es eine nicht mit dem Virus infizierte Kontrollgruppe von elf Personen.
Eindeutiges Ergebnis: Die Antikörper bleiben
Das Ergebnis war recht eindeutig: Im Blut der Proband:innen nahmen die Antikörper im Lauf der Monate zwar ab. Aber auch elf Monate nach der Infektion waren sie nicht komplett verschwunden und weiter im Blut nachweisbar.
Außerdem enthielten 15 der entnommenen Knochenmarksproben Zellen, die Antikörper gegen das Coronavirus produzieren. Besonders positiv stimmte die Forschenden eine fünfköpfige Gruppe, die ein Jahr nach der Infektion eine zweite Knochenmarksprobe abgaben: Auch da waren die sogenannten „B-Gedächtniszellen“ noch vorhanden. Elleby sagt: „Sie teilen sich nicht. Sie befinden sich im Ruhezustand, sitzen nur im Knochenmark und produzieren Antikörper. Das tun sie, seit die Infektion abgeklungen ist, und das werden sie auf unbestimmte Zeit weiter tun.“
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Sind Erkrankte also für immer immun? Bei Menschen mit schwereren Symptomen könnte das anders aussehen, vermuten die Forschenden. „Entzündungen spielen eine große Rolle bei schweren Covid-19-Verläufen, und zu viel Entzündung kann zu fehlerhaften Immunantworten führen“, sagt Jackson Turner, Dozent für Pathologie und Immunologie. Die genaue Entwicklung soll nun in einer weiteren Studie mit Proband:innen mit schwereren Symptomen geklärt werden. (km)