Geld, Glamour, Loveparade-Schuld: Das bewegte Leben des verunglückten McFit-Gründers
Eine offizielle Bestätigung steht noch aus, aber es ist davon auszugehen, dass Rainer Schaller, seine Lebensgefährtin und die beiden gemeinsamen Kinder den Absturz ihres Privatjets vor Costa Rica am Freitag nicht überlebt haben (MOPO berichtete). Ein Blick auf das bewegte Leben des Multimillionärs zeigt neben Erfolg, Geld und Glamour eine Tragödie, die alles überschattete.
Bislang wurden im Karibischen Meer die Leichen eines Mannes und eines Kindes gefunden. Ob es sich bei dem Mann um Schaller, seinen ebenfalls an Bord befindlichen Assistenten oder den Piloten handelt, ist unklar. Von Behördenseite ist bisher lediglich bestätigt, dass sich der McFit-Gründer und fünf weitere Menschen zum Zeitpunkt des Absturzes an Bord befanden.
Sollte sich Schallers Tod bestätigten, wäre es das dramatische Ende eines Lebens, das von Höhen und Tiefen durchzogen war. Zunächst ist da der ehrgeizige Junge aus Franken, der sich nach Schule und Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei Edeka zum Filialleiter hocharbeitete. Seine wahre Leidenschaft ist jedoch nicht das Supermarktregal, sondern der Kraftsport. Wie er in früheren Interviews sagte, hatte er sich bereits als junger Mann auf dem Dachboden seines Elternhauses ein eigenes Studio eingerichtet, in dem er Freunde für 15 Mark im Monat trainieren ließ.
McFit-Gründer Rainer Schaller: 1997 eröffnete er die erste Filiale
Die Geburtsstunde der Idee, die ihn später steinreich machen sollte. 1997 eröffnet Schaller seine erste McFit-Filiale. Die Idee: Hanteln stemmen zum Discount-Preis. Das Unternehmen boomt und wächst immer weiter. Heute gibt es 250 McFit-Studios, europaweit 1,6 Millionen Mitglieder. Schaller gründet weiter, unter anderem die Premium-Fitnesskette John Reed – 2019 wurde sein Vermögen auf 250 Millionen Euro geschätzt.
Mit dem großen Geld kamen auch die schillernden Freunde, Schaller galt als gut vernetzt in der Promi-Welt. Kumpel Til Schweiger sagte der „Bild am Sonntag“ nach dem Absturz: „Wir sind alle so geschockt! Ich habe ihn geliebt wie einen Bruder.“ Noch vor fünf Tagen hätte er mit Schaller telefoniert. Der Unternehmer habe ihm da berichtet, dass er jetzt erstmal für fünf Wochen Familienurlaub in Südamerika mache. Auch mit den Klitschko-Brüdern oder Arnold Schwarzenegger zeigte sich Schaller gerne auf dem Roten Teppich. Unter ein Familien-Foto auf dem Profil von Schallers Lebensgefährtin kommentierte „The Boss Hoss“-Frontmann Alec Völkel: „Wir vermissen euch“, Ex-„Dschungelcamperin“-Sarah Knappik schrieb: „Unfassbar“.
Rainer Schaller übernahm moralische Verantwortung für Loveparade 2010
Für den Fitness-Selfmade-Millionär selbst unfassbar war die Loveparade-Tragödie 2010 – sie sollte sein Leben für immer verändern. Vier Jahre vor der Massenpanik mit 21 Toten hatte er sich die Rechte der vor dem Aus stehenden Kult-Techno-Party gesichert. Am 24. Juli kam es dann auf dem Festivalgelände in Duisburg zur Katastrophe.
In späteren Prozess übernahm Schaller die moralische Verantwortung, erklärte in Richtung der Opfer und Hinterbliebenen: „Alles Leiden, was Sie durchleben mussten, ist auf meiner Veranstaltung geschehen. Ich möchte mich bei Ihnen aufrichtig entschuldigen.“ Zugleich sagte er vor Gericht, seine Angestellten hätten vor Ort vor allem die Planung übernommen. Später wurde das Verfahren eingestellt.
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Trotzdem: die Schuld drückte auf Schallers Schultern, jahrelang achtete er darauf, auf Fotos nicht mehr zu lächeln – aus Sorge, dass es ihm falsch ausgelegt werden könnte. Der 53-Jährige versuchte Erklärungen zu finden, sagte „Börse Online“ einmal: „Ich bin nachdenklicher. Ich habe bei verschiedenen Religionen Antworten gesucht, war in Tibet, in Indien und in muslimischen Ländern“. Aber bis heute habe er „noch keine Antwort gefunden“.