Griner-Urteil: Russland ist „bereit“ für Austausch – und will wohl „Tiergartenmörder“
Zwischen Russland und den USA herrscht Eiszeit – nun sorgt die Affäre um die in Russland verhaftete US-Basketballspielerin Brittney Griner erneut für Zündstoff. Nach dem Urteil wegen Drogenbesitzes gegen sie sei Russland laut Außenminister Sergej Lawrow „bereit“ für einen Gefangenenaustausch – offenbar soll es dabei auch um den Berliner Tiergartenmörder gehen.
Neun Jahre Haft für 0,5 Gramm Haschisch: Ein völlig überzogenes Urteil, dass das Gericht am Donnerstag gegen Griner sprach. Die Athletin war im Februar auf dem Moskauer Flughafen mit einer kleinen Menge Haschisch verhaftet worden. Griner bekannte sich schuldig.
US-Präsident Joe Biden kritisierte die Verurteilung und forderte Griners Freilassung. „Russland hält Brittney zu Unrecht fest“, erklärte er in einer schriftlichen Stellungnahme. Washington hatte Moskau von Anfang ein politisch motiviertes Verfahren vorgeworfen.
Griner: Russland und USA erwägen Gefangenenaustausch
Wie nun ein Angebot des Kremls deutlich macht, hat das unverhältnismäßige Urteil gegen Griner vor allem einen Zweck: eine wertvolle Geisel zu haben. Denn schon vor Griners Verurteilung hatten die USA einen Austausch von Gefangenen initiiert. Von amerikanischer Seite steht neben Griner auch der in Moskau wegen angeblicher Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilte Paul Whelan zur Disposition. Als US-Außenminister Antony Blinken und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow Ende Juli telefonierten, sprachen sie wohl bereits über einen möglichen Austausch.
Russland möchte im Gegenzug angeblich den in den USA festsitzenden Waffenhändler Viktor But zurück in die Heimat holen – und die Freilassung des „Tiergartenmörders“ von Berlin fordern. Im August 2019 war ein Georgier in der Parkanlage Kleiner Tiergarten in Berlin erschossen worden. Das Kammergericht Berlin hatte gegen den Russen Vadim Krasikov lebenslange Haft verhängt. Nach Überzeugung der Richter handelte dieser im Auftrag staatlicher russischer Stellen. Russland weist solche Vorwürfe bis heute zurück.
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Ob es tatsächlich zu einem Austausch kommt, ist noch nicht klar. Lawrow hatte am Freitag zwar einmal mehr Moskaus prinzipielle Bereitschaft zu einem Gefangenenaustausch betont – dies aber an die Bedingung geknüpft, dafür die diplomatischen Kanäle für Verhandlungen zu nutzen und nicht über die Presse zu gehen.
Weiter nannte der Kreml die öffentlichen Spekulationen über das Thema kontraproduktiv. Kremlsprecher Dmitri Peskow kritisierte dabei die öffentlichen Forderungen aus Washington. (alp/dpa)