Grippe-Impfstoff: RKI-Präsident warnt vor Problemen
Letzten Herbst und Winter gab es lediglich circa 665 Grippe-Fälle in Deutschland. Grund dafür waren wohl die harten Corona-Maßnahmen. Doch dies wird der Medizin nun zum Verhängnis: Die diesjährige „Datenbasis“ für den Grippeimpfstoff fällt deutlich kleiner aus als die Jahre zuvor.
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hatte Anfang September die ersten Grippe-Impfstoffe für Herbst und Winter freigegeben. Das für Impfstoffe zuständige Bundesinstitut hatte die ersten 10,7 Millionen Dosen für den deutschen Markt geprüft. Dabei geht es vor allem um die Qualitätskontrolle, nicht um die Wirksamkeit.
Ein Problem: Die Wirksamkeit der Grippe-Impfstoffe für die anstehende Saison lässt sich dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge aktuell kaum abschätzen. „Die Datenbasis, auf der der Impfstoff erarbeitet wurde, ist nicht so gut wie die Datenbasis der Vorjahre“, sagte Lothar Wieler zum Start der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) am Sonntag in Berlin.
Nur rund 665 Grippe-Fälle in Deutschland
In jeder Influenza-Saison kursieren andere und teils neue Virusvarianten, weshalb die Impfstoffe jährlich angepasst werden müssen. Grippewellen werden mit der Hilfe eines weltweiten Netzwerks aus Überwachungsstellen verfolgt und analysiert. Doch diese Grundlage brach aufgrund der Corona-Pandemie zu einem Teil zusammen. Außerdem sorgten die Corona-Schutzmaßnahmen neben extrem niedrigen Influenza-Fällen, für stark kursierende Grippestämme, erklärte der RKI-Präsident Wieler.
Insgesamt gab es in der vergangenen Saison in Deutschland knapp 665 bestätigte Grippe-Fälle – die wohl schwächste Grippe-Saison seit Jahrzehnten. Zum Vergleich, die Saison davor waren es über 180.000 Fälle. Darüber hinaus sollen laut der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) des RKI noch nicht einmal die Kriterien für eine Grippewelle erfüllt wurden sein – sie fiel schlichtweg aus. Die meisten anderen Länder der Nordhalbkugel blieben wohl ebenfalls verschont
Die Corona-Pandemie sorgte für den Ausfall der Grippewelle
Grund für das Ausbleiben waren die vielerorts geltenden Corona-Maßnahmen wie Mindestabstände, Masken, Homeoffice-Regelungen und Schulschließungen. Doch die Maßnahmen sich im Vergleich zum letzten Jahr in vielen Ländern deutlich gelockert. Es könnte zu einer stärkeren Welle kommen, allerdings sei dies laut Wieler noch nicht abschätzbar. Die Krankenhäuser müssen sich darauf einstellen, dass „eine Influenza-Welle auf die vierte Corona-Welle obendrauf“ kommen könnte.
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Schon jetzt zeige sich ein Anstieg an erfassten Atemwegsinfektionen wie das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Generell sei zu befürchten, dass es in diesem Herbst und Winter wieder zu deutlich mehr Atemwegsinfektionen und eine entsprechende Belastung der Krankenhäuser kommt – Gründe für eine beizubehaltende Maskenpflicht. (toen/dpa)