„Hart aber fair“: Thomas Stein empört mit Aussagen zum Rammstein-Skandal
„Der Fall Rammstein und die Folgen: Männer, seid ihr wirklich noch nicht weiter?“: Unter diesem Titel diskutierte Moderator Louis Klamroth am Montagabend mit seinen Gästen unter anderem über den aktuellen Skandal um die Rockband und Frontmann Till Lindemann (60). Nach der Sendung gab es vor allem in den sozialen Medien nur ein Gesprächsthema: die relativierenden Aussagen von Gast und Musikmanager Thomas Stein. Er nahm den Musiker, der mit zahlreichen Vorwürfen von sexuellen Übergriffen und Machtmissbrauch konfrontiert ist, im Talk teils in Schutz.
Direkt zu Beginn der Sendung überrascht Stein, der 2003 in der Jury der ersten „Deutschland sucht den Superstar“-Staffel saß, mit der Aussage, dass es eine sogenannte „Row Zero“ bereits auf Konzerten der Show-Urgesteine Gotthilf Fischer, Roberto Blanco und Heino gegeben habe. Als „Row Zero“ war im Zuge des Rammstein-Skandals der Bereich vor der Bühne bekannt geworden, aus dem Frontmann Lindemann gezielt junge Frauen für Aftershow-Partys zugeführt worden sein sollen. Stein erzählt bei „Hart aber fair“ weiter, dass er öfter mit Rammstein Kontakt gehabt habe und sagte: „Eigentlich sind die im normalen Umfeld ganz angenehme, gesprächsbereite nette Zeitgenossen. Deswegen bin ich verwundert – aber ich weiß ja nicht, was passiert ist. Alles was wir hier hören, sind Mutmaßungen.“
Thomas Steins Aussagen bei „Hart aber fair“ sorgen für Empörung
Der Ex-Musikmanager geht noch weiter und sagt: „Es wird hier jemand extremst vorverurteilt. Ich bin um Gottes Willen nicht dafür, einen Peiniger zu beschönigen, ich finde das furchtbar und es gehört auch rigoros bestraft – aber es einfach so in den Raum zu stellen, ist meiner Ansicht nach eine Riesengefahr.“ An der Stelle widerspricht Journalistin Stefanie Lohaus, die das Bündnis „Gemeinsam gegen Sexismus“ leitet, und sagt — im Bezug auf die zahlreichen Frauen, die Vorwürfe gegen Lindemann erheben: „Da noch von Mutmaßungen zu sprechen, finde ich zynisch.“
Was vor allem aber auf Twitter für eine Welle von entrüsteten Kommentaren gesorgt hat, ist die Aussage Steins, dass er Gerüchte, dass Till Lindemann sich in Konzertpausen unter der Bühne von jungen Besucherinnen oral befriedigen ließ, für haltlos halte. Er sei bei Rammstein-Konzerten gewesen und hätte gesehen, wie Lindemann sich bei der Show völlig verausgabe: „Wie er mit seinen 60 Jahren über die Bühne rennt! Und dann soll er plötzlich runtergehen und jemanden beglücken?“ Rein kräftemäßig, argumentiert Manager Stein im ARD-Talk, sei das gar nicht zu leisten. Und: Bei den Vorwürfen handele es sich sowieso um Einzelfälle. Auch da grätscht Stefanie Lohhaus dazwischen und korrigiert ihn: Es seien wesentlich mehr als zwölf Personen. Steins Kommentar dazu: „Lassen Sie es hundert sein, da sind 300.000 Zuschauer. Das muss man dann auch mal in Relation setzen.“
Rammstein-Diskussion bei „Hart aber fair“: Zahlreiche Kommentare zu Thomas Stein
Wie Thomas Stein den Rammstein-Sänger im TV mit seinen Aussagen beispringen kann, ist für die Mehrheit der Twitter-Nutzer:innen nicht nachvollziehbar. So twittert „Zeit“-Journalist Matthias Ubl: „Mal eben die Berichte von zahlreichen Frauen wegmansplained und mutmaßliche Vergewaltigung als „beglücken“ bezeichnet: nur noch widerlich.“ Mansplaining meint eine ungefragte, oft herablassendes Besserwisserei von Männern speziell Frauen gegenüber.
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In einem anderen Kommentar heißt es. „Unschuldsvermutung hin oder her – aber Musikmanager Thomas Stein tut Rammstein mit seiner verklärten Altherren-Romantik zu Sex, Drugs and Rock’n’Roll einen Bärendienst“ oder „Ich meine ,beglücken‘!!! Was für ein Sch***, wer lädt den ein? Ekelhaft.“ Ein anderer meint: „Das ist echt schwer zu ertragen. Die Gästeauswahl ist schon makaber, aber Thomas Stein schießt den Vogel ab. Beglücken. Das ist doch alles nicht wahr.“
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In den vergangenen Wochen hatten mehrere Frauen – teilweise anonym – schwere Vorwürfe gegen Till Lindemann erhoben. Junge Frauen seien während Konzerten gezielt ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershow-Party kommen wollten. Dort soll es dann – nach Schilderungen einiger Frauen – auch zu sexuellen Übergriffen durch den Frontmann gekommen sein. Lindemann ließ die Vorwürfe über seine Anwälte zurückweisen, die Staatsanwaltschaft Berlin hat ein Ermittlungsverfahren gegen Lindemann eingeleitet. (alp)