Mysteriöses „Havanna-Syndrom” in Berlin: Mikrowellen-Angriff auf US-Diplomaten?
Plötzlich Schwindel, Sehstörungen, Übelkeit und Kopfschmerzen: Mitarbeiter der US-Botschaft in Berlin haben dem „Wall Street Journal“ und dem „Spiegel“ zufolge Symptome des sogenannten Havanna-Syndrom gezeigt. Steckt eine heimliche Attacke der Russen dahinter?
Schon wieder gibt es Fälle des rätselhaften Havanna-Syndroms, das US-Regierungsmitarbeitern schon seit Jahren zu schaffen macht. Mindestens zwei Diplomaten sollen in Berlin deshalb medizinisch behandelt worden sein. Laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ soll es bereits in anderen europäischen Ländern Fälle gegeben haben, einige der Opfer sollen an Russland-Themen gearbeitet haben.
Havanna-Syndrom: Weltweit mysteriös Erkrankte
Das erste Mal wurden die Symptome 2016 bei Mitarbeitern der US-Botschaft in der kubanischen Hauptstadt Havanna registriert – und das mysteriöse Krankheitsbild danach benannt. Die Symptome ähneln einer Gehirnerschütterung, auch Müdigkeit und Seh- und Hörprobleme können auftreten.
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Seitdem wurden weltweit schon mehr als 100 Regierungs- und CIA-Mitarbeiter und Familienmitglieder auf diese mysteriöse Weise krank. Im April dieses Jahres hat es zwei Regierungsbeamte in Washington getroffen: Eine Person nahe des Nationalen Sicherheitsrates und eine Mitarbeiterin des Weißen Hauses. Im Juli bestätigte das US-Außenministerium außerdem ähnliche Fälle bei rund 20 Diplomaten, Beamten und Mitarbeitern des Geheimdienstes in Wien – und zwar als über das iranische Atomabkommen verhandelt wurde.
„Spiegel”-Recherche: Russland soll an Wellen-Angriffen arbeiten
Pestizide für Insektenbekämpfung, ein besonderes Gift oder Schallwellen wurden bereits als mögliche Ursachen diskutiert. Einer Theorie aus US-Regierungskreisen zufolge werden die Betroffenen gezielt vom russischen Geheimdienst angegriffen. Moskau hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
Trotz mehrfacher Untersuchungen der US-Regierung konnte die Ursache des Havanna-Syndroms bisher nicht zweifelsfrei bewiesen werden. Ende 2020 erklärte ein US-Team aus 19 Neurologen, Radiologen, Elektroingenieuren und anderen Wissenschaftlern, die die Krankheitsdaten der Diplomaten ausgewertet hatten, dass viele der Symptome mit den „Auswirkungen, gerichteter, gepulster Hochfrequenzwellen übereinstimmen“ – so zitiert der „Spiegel“ den Abschlussreport.
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Nun sollen Recherchen vom „Spiegel“ und von der Plattform „Bellingcat“ ergeben haben, dass die russische Regierung heimlich an einer Methode arbeitet, über Mobiltelefone gefährliche Wellen an eine Zielperson zu senden – dabei könnten Schallwellen oder Radio- beziehungsweise Mikrowellen eingesetzt werden.
Die jüngsten Fälle in Berlin hat die US-Botschaft bislang noch nicht bestätigt. Laut dem „Spiegel“ erklärte ein Sprecher lediglich, dass die Regierung nichts unversucht lasse, die Unversehrtheit ihrer Diplomaten sicherzustellen.